Die Ausweis-Scheckkarte soll Einkäufe im Internet sicherer machen. Kritiker warnen vor illegalem Datenhandel. Die Regierung lobt den neuen „Wunder-Chip“.

Berlin. Noch gut ein Jahr sind die Bundesbürger vom neuen Personalausweis entfernt. Doch die Regierung preist ihn schon jetzt als Alleskönner. Er ist kleiner als der alte und hat einen Wunder-Chip. Der soll ein digitales Bild speichern, die biometrischen Daten und bei Bedarf sogar die Fingerabdrücke. Der Clou: Der neue „Perso“ soll mit einer elektronischen Signatur künftig mehr Sicherheit bei Einkäufen und Bankgeschäften im Internet bieten. „Dieser Ausweis ist sicherer und komfortabler als alles andere, was wir bisher im Internet haben“, sagte Hans Bernhard Beus, Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik. Ab November 2010 soll an ihn zu bislang unbekanntem Preis erhalten können. Aber Kritiker befürchten einen Anstieg illegaler Datennutzung. „Allein für das Jahr 2008 verzeichnet die Kriminalitätsstatistik wieder 130 000 Betrugsdelikte im Internet“, sagte Bitkom-Präsidiumsmitglied Dieter Kempf.

Um künftig mit dem neuen Ausweis im Internet Verträge abzuschließen oder einen Flug zu buchen, benötigt der Nutzer ein Lesegerät für den Computer und eine entsprechende Software. Nach Angaben des Bundesbeauftragen Beus sollen diese Geräte mit USB-Zugang etwa zehn Euro kosten. Die Daten können von der Karte allein über den Kontakt mit der Lesestation eingegeben werden.

Banken, Kaufhäuser, Fluggesellschaften oder auch Behörden können dann die Ausweisdaten online abfragen, um den Kunden eindeutig zu identifizieren. Die Firmen müssen vorher bei einer staatlichen Stelle ein Berechtigungszertifikat dazu erhalten haben. Kritiker des neuen Systems befürchten, dass gerade ausländische Anbieter die eingeforderten Daten der Ausweise illegal weiterverbreiten könnten. Beus wies diese Bedenken zurück: „Die Zertifikate werden nur für einen kurzen Zeitraum ausgesprochen, für zwei Wochen bis einen Monat.“ Es bestehe also jederzeit die Möglichkeit, zu überprüfen, wie die Anbieter mit den Daten umgingen. Gegebenenfalls könne ein Zertifikat sofort einkassiert werden.

Hergestellt wird der neue Ausweis ebenso wie der alte in der Berliner Bundesdruckerei. Von diesem Oktober an will das Innenministerium Anwendungstests mit 30 Unternehmen und Behörden starten. „Wir haben dazu zusätzliche Mittel aus dem Konjunkturpaket erhalten“, erklärte Beus. Nach seinen Angaben kosten diese Tests 20 bis 25 Millionen Euro.