Kein Aufenthalt in Berlin, keine Bad in der Menge. Barack Obama kommt - aber nicht alle Politiker in Deutschland sind rundum zufrieden mit dem Programm dieser Visite.

Hamburg. Die Dresdner sind schon im Obama-Fieber, doch wie viel sie vom US-Präsident Barack Obama bei seinem Deutschlandbesuch an diesem Donnerstag und Freitag sehen werden, ist noch völlig ungewiss. das Besuchsporgramm wird offenbar immer weiter abgespeckt. Der ins Auge gefasste Besuch der Frauenkirche soll nach dem vorläufig letzten Stand der Planungen nicht stattfinden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur dpa. Für die Dresdner wird Obama nach den Planungen nur zu beobachten sein, wenn er sich vom Taschenbergpalais, wo er übernachtet, zum Residenzschloss bewegt. Allerdings ist der entsprechende Bereich eine Sperrzone, in der sich nur wenige Bürger aufhalten dürfen.

Obama wird in der sächsischen Landeshauptstadt am Freitagvormittag von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Historischen Grünen Gewölbe im Residenzschloss zu einem Gespräch empfangen werden. Merkel wird den US- Präsidenten dann auch beim Besuch des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar begleiten.

Kanzlerin Angela Merkel sowie die wahlkämpfenden Ministerpräsidenten von Thüringen und Sachsen, Dieter Althaus und Stanislaw Tillich, hatten sich das wohl andres vorgestellt: ein Besuch in Berlin, dann im Dresdner Zwinger und in der aufwendig renovierten Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar und natürlich medienwirksame Bäder in der Menge an der Seite deutscher Gastgeber.

Doch der amerikanische Präsident präsentierte überraschend ein deutlich abgespecktes Programm. Nach den Kurzvisiten in Dresden und Buchenwald steht ein Besuch im US-Militärhospital Landstuhl, wo amerikanische Soldaten, die im Irak oder Afghanistan verwundet wurden, behandelt werden, auf der Liste. chon wird gemunkelt, das Sparprogramm sei eine Retourkutsche für die Weigerung Merkels im Sommer vergangenen Jahres, den hoffnungsvollen Präsidentschaftskandidaten Obama am Brandenburger Tor reden zu lassen. "Merkel kann den US-Präsidenten nicht einmal in der Hauptstadt empfangen", spottete Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, den Obama am 6. Juni besucht - nach seiner mit Spannung erwarteten Visite in Riad und in Kairo am 4. Juni - "ich kann ihn in der Normandie treffen und in Paris". Obama verlängerte den Besuch in Frankreich um einen Tag. Die Kanzlerin wird den Präsidenten, der mit der "Air Force One" und weiteren elf Maschinen einschweben wird, nach Dresden und Buchenwald begleiten.

Offenbar hatte der Buchenwald-Überlebende und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel Obama auf die Idee gebracht, das ehemalige Konzentrationslager zu besuchen. In Buchenwald waren von 1937-1945 mehr als 250 000 Menschen unter entsetzlichen Bedingungen interniert, mehr als 56 000 von ihnen starben. Barack Obamas Großonkel Charlie Payne war Soldat im 354. Infanterieregiment der 89. US-Infanteriedivision, die das Außenlager Ohrdruf des KZ Buchenwald am 6. April 1945 befreite. Zu diesen Befreiten gehörte damals auch der gebürtige Rumäne Elie Wiesel.

Mehr als 4000 Beamte aus Sachsen und anderen Bundesländern sowie der Bundespolizei sorgen für die Sicherheit während des Besuchs von Obama. Der Sondereinsatz trägt die Bezeichnung "Canaletto 2009". Canaletto war der Künstlername von zwei verwandten Malern. Einer von ihnen, Bernardo Bellotto, ist unter anderem berühmt für seine präzisen Stadtansichten von Dresden. Er lebte zwischen 1747 und 1858 sowie 1761-64 in der Stadt an der Elbe.

Obama bemühte sich, dem Eindruck entgegenzuwirken, zwischen Berlin und Washington sei es zu neuen Irritationen im Zusammenhang mit seinem Deutschland-Besuch gekommen.

Präsidentenberater Denis McDonough beeilte sich zu versichern: "Der Präsident hat offensichtlich viel Respekt für Bundeskanzlerin Angela Merkel. Bei ihren bisherigen Treffen war er beeindruckt von den Schilderungen ihrer Zeit in der ehemaligen DDR." Nach Informationen des "Spiegels" haben deutsche Regierungsbeamte den Eindruck, Obama lege in Deutschland nur einen Zwischenstopp ein.

Während es in der Normandie um eine Gedenkfeier zur Landung der Alliierten 1944 geht, wird Obama an der Universität von Kairo eine Grundsatzrede halten, die sich an die 1,5 Milliarden Muslime der Welt richtet. Es geht um das Verhältnis zwischen der islamischen Welt und dem Westen.

Trotz der räumlichen Nähe wird Obama keinen Besuch in Israel absolvieren. Offenbar sind die Verstimmungen zwischen ihm und der Regierung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu dafür gegenwärtig viel zu groß.