Bescheide sollen einfacher werden. Anlage der Geldreserve nach Finanzkrise schwieriger geworden

Würzburg. Die gesetzliche Rente bleibt für viele Bürger ein Buch mit sieben Siegeln. Wann man unter welchen Bedingungen in den Ruhestand gehen darf und was die Rentenkasse jeden Monat überweist, ist vielen unklar - trotz einer wahren Flut an Informationen. Deshalb bleibt die Zahl der Einsprüche hoch. Fast jeder Vierte legte nach einem Rentenbescheid Widerspruch ein. Von rund 1,6 Millionen Festlegungen der Rentenversicherung im Jahr 2009 wurden 375 000 angefochten. 185 000 Widersprüche betrafen die Bescheide zur Altersrente. Der Rest bezog sich zum Beispiel auf Reha-Maßnahmen, die nicht gewährt wurden.

"Die Zahl der Widersprüche ist noch relativ stabil, aber rückläufig", sagte der Präsident der Rentenversicherung, Herbert Rische, dem Abendblatt. Und die Erfolgsaussichten sind gering. 120 000 Widersprüche wurden gleich per Telefon oder auf kurzem Dienstweg geklärt. Häufig war den Antragstellern die Gesetzeslage oder die Berechnung nicht klar. 3000 Eingaben führten zu einem Teilerfolg, 2000 Widersprüchen gab die Rentenversicherung komplett statt. Zur Verwirrung trägt auch bei, dass beispielsweise für eine heute 60-jährige Frau (geboren im Oktober 1950) vier Zeitpunkte gelten, an denen sie in Rente gehen kann. Normalerweise endet ihr Berufsleben im März 2016. Mit 45 Beitragsjahren kann sie jedoch schon vier Monate früher gehen, mit lebenslang 8,4 Prozent Einbußen bei der Rente schon im November 2013. Verzichtet sie auf 18 Prozent der Rente, kann sie bereits heute in den Ruhestand. Bei Altersteilzeit oder Arbeitslosigkeit sehen die Bedingungen wieder anders aus. Die jedes Jahr verschickten Renteninformationen tragen immerhin zu etwas Aufhellung bei. Sie sollen künftig sprachlich so verfeinert werden, dass Otto Normalversicherter sie besser versteht.

Auch die Deutsche Rentenversicherung selbst muss sich mit einer komplexen Materie auseinandersetzen. Risches Rechenkünstler wissen kaum noch, wohin mit der Reservekasse. Die Geldanlage ist nach der Finanzkrise komplizierter geworden. Sicher müssen die Milliarden der Rentenversicherung investiert werden - und schnell abrufbar. Doch hohe Zinsen winken heute nicht. Rische sagte, man lege freie Mittel in Tagesgeld und Monatsgeld statt in renidtestarken Papieren an.