Die Diplomaten waren stärker an Hitlers Verbrechen beteiligt als bekannt. Joschka Fischer: Das Amts-Archiv macht eine eigene Politik.

Berlin. Der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer (Grüne) hat den Umgang des Auswärtigen Amtes (AA) mit der eigenen Nazi-Vergangenheit erneut kritisiert. Er sagte im Deutschlandfunk, bis heute gebe es Bestrebungen, die Geschichte zu beschönigen. Viele AA-Mitarbeiter seien zwischen 1933 und 1945 „Teil des Verbrechens“ gewesen, sagte Fischer. Nach Ende des Krieges habe es zudem eine „starke personelle Kontinuität“ gegeben. „Was ich heute sehe, ist, dass es gerade weitergeht.“

Über das Archiv werde versucht, eine „ganz eigene Politik“ zu machen, kritisierte der Ex-Minister. Historiker stellen an diesem Donnerstag eine Studie vor, die sich mit der nationalsozialistischen Vergangenheit des Auswärtigen Amtes beschäftigt. Wie vorab bekannt wurde, war das AA im Dritten Reich viel stärker an der systematischen Verfolgung und Ermordung von Juden beteiligt als allgemein bekannt . Zudem kam heraus, dass im Außenministerium nach 1945 erheblicher Aufwand betrieben wurde, um die eigene Nazi-Vergangenheit zu vertuschen. Die Studie hat unter anderem der Historiker Eckart Conze mitverfasst. Sie heißt „Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik“.