Neues Internetportal für Angehörige ist online. Experten warnen vor falscher Behandlung bei Alzheimer. Patienten kosten etwa 18.000 Euro pro Jahr.

München/Berlin/Hamburg. Mit einer Verdoppelung der Demenzkranken bis zum Jahr 2050 rechnen Experten. Wie das bayerische Sozialministerium mitteilte, leben nach Schätzungen derzeit in Deutschland mehr als 1,1 Millionen Menschen mit Altersdemenz. Das Familienministerium geht sogar von 1,3 Millionen Kranken aus. Zwei Drittel von ihnen werden von Angehörigen versorgt.

Anlässlich des Welt-Alzheimertages an diesem Dienstag forderte die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) den Abbau von Berührungsängsten und Vorbehalten. In absehbarer Zeit werde nahezu jeder durch diese Erkrankung in seiner Familie oder dem persönlichen Umfeld betroffen sein. „Umso wichtiger ist es, pflegende Angehörige zu unterstützen“, erklärte Haderthauer. Der Freistaat Bayern bezuschusst den Angaben zufolge mit 3,2 Millionen Euro jährlich Projekte, in denen Betroffene und Angehörige beraten und betreut werden.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hat in Berlin ein Internetportal für Angehörige von Demenzkranken freigeschaltet. Unter der Adresse www.wegweiser-demenz.de werde erstmals ein umfassendes Informations- und Hilfsangebot für Demenzkranke und Familienmitglieder geboten, teilte Schröder mit.

Eine neue Studie von Neurologen am Universitätsklinikum Marburg gibt der Betreuung von Alzheimer-Patienten in Deutschland mangelhafte Noten: Nur etwa jeder Zehnte werde mit modernen Untersuchungsverfahren (zum Beispiel neuropsychologische Tests, moderne bildgebende Verfahren) untersucht. Weniger als die Hälfte der Erkrankten erhält die zur Verfügung stehenden Medikamente.

Die Behandlungskosten sind dennoch hoch: Sie beliefen sich pro Patient und Jahr auf rund 18.500 Euro, davon wurden etwa 8800 Euro durch die Inanspruchnahme von Pflegeleistungen verursacht. Insgesamt wurden rund 400 Alzheimer-Patienten untersucht, teilte die Deutsche Gesellschaft für Neurologie mit.

Alzheimer ist nach dem Psychiater Alois Alzheimer (1864-1915) benannt, der die Krankheit beschrieb. Ein Mann brachte damals seine verwirrte und orientierungslose Frau in die „Städtische Anstalt für Irre und Epileptische“ in Frankfurt. Der Fall faszinierte den Arzt. Nach dem Tod der Patientin Auguste Deter untersuchte Alois Alzheimer 1906 ihr Gehirn und fand Eiweißablagerungen in der gesamten Hirnrinde und abgestorbene Nervenzellen.

Unter den Wissenschaftlern ist noch heute strittig, was genau im Gehirn bei Alzheimer und Demenz passiert, was die stetig fortschreitende unheilbare Krankheit auslöst. Eiweißfragmente – Amyloid-Peptide – lagern sich im Gehirn ab. Diese Plaques sind unauflöslich. Die Zellen schaffen es nicht, diese Ablagerungen loszuwerden. Die Plaques stören die Reizübertragungen zwischen den Hirnzellen, die Zellen werden funktionsuntüchtig und sterben ab. Welche Fehlsteuerung diesen Prozess auslöst, liegt noch im Bereich der Hypothesen.