Berlin. Das Personal in der Pflege wird knapp. Wegen der Überalterung der Gesellschaft würden in 20 Jahren 42 Prozent mehr Pflegekräfte gebraucht, erklärte der Bundesverband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe (VDAB) in Berlin. Bis dahin werde die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland um eine Million auf insgesamt 3,4 Millionen steigen. Damit seien 370 000 zusätzliche Arbeitskräfte nötig. "Es ist fünf vor Pflegenotstand", warnte Experte Heiner Schülke.

Nach Angaben des Verbandes arbeiten heute 870 000 Menschen in Deutschland in der Pflege. Mit dem aktuellen Personalstand könnten 2030 gerade einmal vier von zehn der Pflegebedürftigen versorgt werden, rechnete Schüle vor. Zudem mangele es an jungem Nachwuchs. Seien 2006 nur 17 Prozent der Pflegekräfte über 50 Jahre alt gewesen, werde ihr Anteil 2021 schon über 30 Prozent liegen. Hinzu komme, dass die Pflege von Angehörigen immer zurückgehe.

Der Bundesverband forderte rasche Reformen. Damit sich mehr junge Leute für einen Pflegeberuf entschieden, müssten sich das Image und die Arbeitsbedingungen deutlich verbessern. "Wir brauchen einen Mix von mehreren Maßnahmen durch die Beteiligten an mehreren Baustellen", sagte Stephan Baumann, der Bundesvorsitzender des VDAB.

Der VDAB besteht seit 1992 und zählt rund 1200 Mitglieder. Er ist nach eigenen Angaben wie der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (BPA) aufgestellt. Dieser ist mit 6500 Mitgliedseinrichtungen die größte deutsche Interessenvertretung privater Anbieter sozialer Dienstleistungen. Für die Beschäftigten in Altenheimen und bei Pflegediensten soll von Juli an ein Mindestlohn von 8,50 im Westen und 7,50 Euro pro Stunde in Ostdeutschland gelten. Für Beschäftigte, die schon einen höheren Tariflohn bekommen, ändert sich nichts.