Heime schneiden gut ab, obwohl Patienten unterernährt oder wundgelegen sind. Auf die neuen Pflegenoten ist noch kein Verlass.

Berlin. Die Patienten können sich auf die Noten des vor einem Jahr eingeführten Pflege-TÜVs für Heime und ambulante Dienste offenbar noch nicht hundertprozentig verlassen. Obwohl die Einrichtungen insgesamt gut bewertet werden, liegt bei der Pflege und Ernährung der alten Menschen oft einiges im Argen, wie der Verband der Ersatzkassen (Vdek) mitteilte. Das Notensystem müsse verbessert werden, sagte Vdek-Chef Thomas Ballast.

Der bundesweite Notendurchschnitt auf einer Skala von 1 bis 5 liegt für Heime bei 1,9 und bei 2,1 für ambulante Dienste, die Helfer ins Haus schicken. Trotzdem bestehe „kein Anlass, das Ergebnis euphorisch zu werten“, sagte Ballast. So könnten derzeit Mängel bei zentralen Punkten der Pflege wie der Wundversorgung oder der Versorgung mit Essen und Trinken in der Gesamtnote zum Teil ausgeglichen werden, wenn ein Haus bei der Organisation oder der Alltags-Gestaltung Punkte mache. Ein Heim oder Dienst könne deshalb noch gut abschneiden, obwohl Betreute unterernährt oder wundgelegen seien.

Die Ersatzkassen fordern deshalb eine Gewichtung: Die zentralen Pflege-Punkte sollten in der Gesamtnote eine größere Rolle spielen. Ballast sagte, darüber werde bereits verhandelt, aber die Gespräche seien langwierig. Er hoffe auf ein Ergebnis bis Ende dieses Jahres.

Den sogenannten Pflege-TÜV gibt es seit einem Jahr. Prüfer der medizinischen Dienste der Krankenkassen haben seitdem nach einer Übersicht des Vdek 4810 ambulante Pflegedienste und 6022 Heime bewertet. Ziel ist es, Mängel öffentlich und die Einrichtungen vergleichbar zu machen.

Hintergrund waren seit Jahren immer wiederkehrende Berichte über gravierende Mängel in Pflegeheimen. Während etliche Heime und Dienste den öffentlichen Vergleich loben, wehren sich derzeit mehr als 200 vor Gericht gegen die Veröffentlichung im Internet.