Im Alter von 65 Jahren ist die DDR-Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley an ihrem langjährigen Krebsleiden gestorben. Politiker tief betroffen.

Berlin. Die DDR-Bürgerrechtlerin und Künstlerin Bärbel Bohley ist tot. Am frühen Sonnabend erlag die 65-Jährige im engen Familienkreis in Gehren in Mecklenburg-Vorpommern einem Krebsleiden. Das teilte die Robert-Havemann-Gesellschaft , die von Bohley initiiert wurde, in Berlin mit. Bohley galt als eine der wichtigsten Persönlichkeiten der friedlichen Revolution von 1989 in der DDR. Sie gehörte zu den Gründern der Bürgerbewegung Neues Forum .

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich “zutiefst betroffen“ über den Tod von Bohley. Die Bürgerrechtlerin sei eine der “bedeutenden Stimmen der Freiheit“ gewesen. Unerschrocken sei sie ihren Weg gegangen. “Für viele, auch für mich, waren ihr Mut und ihre Gradlinigkeit beispielhaft“, sagte Merkel weiter. Sie behalte sie in Erinnerung als eine Persönlichkeit, die die friedliche Revolution und den Weg zur deutschen Einheit ermöglicht hat. “Wir Deutsche sind Bärbel Bohley zu Dank verpflichtet.“

Auch die Grünen-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Renate Künast und Jürgen Trittin, reagierten mit großer Trauer auf den Tod der Bürgerrechtlerin. “Mit ihr verlieren wir eine große Freiheitskämpferin, eine große Deutsche.“ Sie werde immer in Erinnerung bleiben als eine, “die beharrlich für Freiheit kämpfte, als das noch mit wirklichen Gefahren verbunden war und wirklichen Mut erforderte“. Auch später nach dem Mauerfall habe sie “nie ein Blatt vor den Mund“ genommen.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte, mit dem Tod von Bärbel Bohley verliere die Stadt eine “starke Persönlichkeit. Sie sei “nie den Weg bequemer Anpassung gegangen“. Unvergessen blieben ihr Einsatz für den Sturz des autoritären Regimes der DDR und ihre wichtige Rolle als Mahnerin in den nachfolgenden Jahren des Zusammenwachsens Berlins.

Bärbel Bohley wurde am 24. Mai 1945 in Berlin geboren. Nach einer Ausbildung zur Industriekauffrau absolvierte sie in der DDR ein Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee mit dem Abschluss “Diplom-Malerin“.

Als erklärte Pazifistin wurde sie 1982 Gründungsinitiatorin des unabhängigen Netzwerkes “Frauen für den Frieden“. Später setzte sie sich verstärkt für mehr öffentliche Diskussionen, für Meinungs-, Reise- und Versammlungsfreiheit in der DDR ein. Im Wendejahr 1989 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern des Neuen Forums und war Mitunterzeichnerin des Aufrufs “Die Zeit ist reif“ in dem ein grundlegender gesellschaftlicher Wandel in der DDR gefordert wurde.

Im September 1990 besetzte Bohley zusammen mit anderen Aktivisten das Stasiakten-Archiv in der Berliner Normannenstraße. Diese Aktion führte letztendlich zur gesetzlich geregelten Einsicht in die Stasi-Unterlagen.

Ab 1996 lebte und arbeitete sie laut Havemann-Gesellschaft vorwiegend im ehemaligen Jugoslawien. Sie organisierte in Bosnien ein Wiederaufbauprogramm und ermöglichte Waisen und Kindern aus Flüchtlingsfamilien des ehemaligen Jugoslawiens gemeinsame Sommerferien in Kroatien. 2008 kehrte sie nach Deutschland zurück und lebte in Berlin-Prenzlauer Berg.

Vergangenes Jahr erhielt Bohley den Quadriga-Preis, der jährlich vom Berliner Verein Werkstatt Deutschland verliehen wird und mit dem Persönlichkeiten geehrt werden, die durch ihr Engagement ein Zeichen für Aufbruch, Erneuerung und Pioniergeist gesetzt haben.