Nach der Loveparade-Katastrophe muss Adolf Sauerland seinen Posten räumen. Das ergab das Votum der Bürger der Stadt. Jubel bei Verkündung.

Düsseldorf. Applaus und Jubel im Duisburger Rathaus: Nach der Abwahl des Oberbürgermeisters Adolf Sauerland (CDU) liegen sich die Mitglieder der Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg“ am Sonntagabend in den Armen. Theo Steegmann, Sprecher des Bündnisses, nimmt die Gratulationen seiner Mitstreiter entgegen und ist begeistert: „Wir freuen uns über das Bombenergebnis.“

Zugleich versammeln sich draußen vor dem Rathaus trotz klirrender Kälte mehr als 50 Bürger. Sie feiern die Abwahl, zünden Raketen, rufen ihre Freude laut heraus – und sie warten auf das abgewählte Stadtoberhaupt, das sich angekündigt hat. Denn bis zuletzt hielten sich Spekulationen, Sauerland könnte einen Auftritt in der Öffentlichkeit bei einem für ihn vernichtenden Ergebnis scheuen.

Als er dann doch durch den Haupteingang des Rathauses eilt, entlädt sich erneut der Zorn der Bürger. Sie stürmen auf ihn zu, beschimpfen ihn. Es hagelt Buhrufe und Pfiffe. Die Polizei schirmt ihn ab. „Ich hätte nicht gedacht, dass er durch den Vordereingang kommt“, sagt eine Frau völlig erstaunt.

Sauerland zeigt sich überrascht

Als das scheidende Stadtoberhaupt schließlich im Foyer des Rathauses vor die Journalisten tritt, zeigt er sich über seine so deutlich ausgefallene Abwahl völlig überrascht. Er sei sich „ziemlich sicher“ gewesen, dass nach den „vielen Erfolgen“ während seiner Amtszeit das Ergebnis anders ausfallen würde. Er bedauere es sehr, dass es zu diesem Ergebnis gekommen sei.

+++ 79.000 Duisburger wollen die Abwahl von Sauerland +++
+++ Duisburg: Stadt der Trauer +++

Der CDU-Politiker räumt zugleich ein, dass seine Amtszeit mit der Katastrophe der Loveparade verbunden bleiben werde. „Damit werde ich leben müssen“. Er sei gerne Oberbürgermeister gewesen und habe das Amt mit „Herzblut“ ausgefüllt. Bis Mittwoch werde er sein Büro räumen und seinen Schreibtisch „verwaist“ übergeben. Nach dem kurzen Statement tritt er ab, von weiteren Presse-Anfragen in den nächsten Tagen bittet er abzusehen.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative „Neuanfang für Duisburg“, die das Abwahlverfahren ins Rollen gebracht hat, blicken nach dem spannenden Wahlabend nun nach vorne: „Wir können jetzt einen gewissen Schlussstrich unter das politische Versagen nach der Loveparade ziehen“, sagt Steegmann.

In Gedanken bei den Loveparade-Angehörigen

Trotz der Freude über den Erfolg sind die Gedanken der Bürgerinitiative an diesem Abend aber auch bei den Opfern der Loveparade-Katastrophe und deren Angehörigen. Das Unglück war der Auslöser, die Abwahl Sauerlands überhaupt durchzusetzen. Er hoffe nun, dass das deutlich ausgefallene Ergebnis den Betroffenen eine „gewisse Genugtuung“ gebe, sagt Steegmann.

Zugleich ließ er für Sauerland trotz der scharf geführten Auseinandersetzung nicht nur Härte durchscheinen: „Menschlich tut mir der Mann leid.“ Auch sein Kollege Werner Hüsken befindet: „Er ist ein Mensch, der Hilfe braucht“. Nach seiner Einschätzung trägt Sauerland sogar „pathologische Züge“.

Sauerland abgewählt – Wie geht es weiter?

Nach dem erfolgreichen Abwahlverfahren bleibt Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) offiziell noch bis zum kommenden Mittwoch im Amt. Dann tritt der Wahlausschuss zusammen, um das amtliche Endergebnis der Wahl festzustellen. Die Gemeindeordnung schreibt vor, dass der Oberbürgermeister mit Ablauf dieses Tages aus seinem Amt ausscheidet.

Die Stadt bekommt dann vorübergehend eine Doppelspitze. Die repräsentativen Aufgaben des Oberbürgermeisters übernimmt der 1. Bürgermeister Benno Lensdorf (CDU), Verwaltungschef wird Stadtdirektor Peter Greulich (Grüne). Ein Nachfolger für Sauerland muss innerhalb von sechs Monaten gewählt werden. Der Sieger ist für eine komplette Amtszeit von sechs Jahren gewählt. Mit Material von dpa und dapd