Laut Ermittlungen konzentrierten sich Böhnhardt und Mundlos bei der Auswahl ihrer Opfer auf “unarische“ Männer im zeugungsfähigen Alter.

Berlin/Hamburg. Bei den Ermittlungen gegen die Zwickauer Neonazi-Terrorzelle hat die Bundesanwaltschaft weiteres Beweismaterial ausgewertet. "Aus den frühen Entwürfen eines Bekennervideos und schriftlichen Unterlagen geht hervor, dass die Taten aus Fremdenhass begangen wurden", sagte ein Sprecher der Behörde. Nach Informationen des "Spiegels" haben die Neonazis Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt ihre Mordserie womöglich nach dem Vorbild amerikanischer Rassisten geplant. In einem bislang unveröffentlichten Bekennervideo erscheinen demnach Kästchen, die sich mit dem Datum eines Attentats füllen. Auffällig sei, so heiße es in einem Ermittlungsbericht des Bundeskriminalamts, "dass bei den Einblendungen immer 14 umrahmte Felder zu sehen sind". Die Zahl 14 beziehe sich in der rechtsextremistischen Szene auf die ideologische Leitlinie eines amerikanischen Rassisten, die aus 14 Wörtern bestehe. Die Ermittler gingen dem Verdacht nach, dass die Neonazis für jedes dieser Wörter einen Mordanschlag begehen wollten.

In Zwickau gefundene Aufzeichnungen legen laut "Spiegel" nahe, dass sich Böhnhardt und Mundlos bei der Auswahl ihrer Opfer auf "unarische" Männer im zeugungsfähigen Alter konzentrierten. In einem Fall sollen die Täter von der Ermordung eines Türken in Dortmund abgesehen haben, weil er über 60 Jahre alt war.

Die Bundesanwaltschaft weist Zweifel am Verdacht gegen die mutmaßliche Terroristin Beate Zschäpe zurück. Man sei überzeugt, dass Zschäpe die Terrorgruppe NSU mitbegründet und sich "bis zum Schluss" an ihr beteiligt habe, sagte ein Sprecher der Karlsruher Behörde. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dapd prüft die Bundesanwaltschaft, ob sie den Vorwurf der besonders schweren Brandstiftung auf versuchten Mord erweitert. Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" soll Zschäpe die Zwickauer Wohnung in Brand gesetzt haben, obwohl noch eine Nachbarin im Haus war.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hat laut "Spiegel" Konsequenzen im Zusammenhang mit Versäumnissen bei der Terrorfahndung gezogen. BfV-Präsident Heinz Fromm habe den Abteilungsleiter Artur Hertwig seiner Zuständigkeit für den Rechtsextremismus enthoben. Die im Jahr 2006 zusammengelegten Abteilungen für Links- und Rechtsextremismus wolle Fromm wieder trennen.