Geballter Ärger: Demonstranten warfen vor Beginn des Neujahrsempfangs mit Schuhen nach dem Grünen-Politiker Kretschmann.

Stuttgart. Erst wurden Christian Wulff vor dem Schloss Bellevue die Schuhe gezeigt, nun ist auch Winfried Kretschmann zur Zielscheibe eines Schuhwerfers geworden: Vor Beginn des Neujahrsempfangs ist dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten der geballte Ärger von Gegnern des Bahnprojekts "Stuttgart 21“ entgegen geschlagen. Demonstranten warfen am Sonnabend mit Schuhen nach dem Grünen-Politiker, als dieser in Begleitung von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) aus dem Neuen Schloss zu ihnen kam.

Kretschmann wurde nicht getroffen, jedoch einer seiner Bodyguards. Mehrere Demonstranten hatte zuvor Schuhe in die Luft gehalten – eine Geste, die insbesondere im arabischen Raum als Ausdruck des Zorns und der Verachtung gilt.

Mehrere Hundert Demonstranten, die sich gegen den Abriss des Bahnhofssüdflügels wehren, empfingen den Grünen-Politiker vor den Feierlichkeiten im Neuen Schloss zudem mit "Kretschmann weg“-Rufen. Dennoch sprach der 63-Jährige kurz mit den Projektgegnern, bevor er rund 800 Ehrenamtliche im Schloss empfing. Zu demonstrieren, sei ihr gutes Recht, sagte er. In einer Demokratie seien nie alle einer Meinung. Die Bevölkerung habe aber bei der Volksabstimmung entschieden und die Landesregierung sei an Recht und Gesetz gebunden.

"Parkschützer“-Sprecher Matthias von Herrmann sagte, die Demonstration sei eine Botschaft an Kretschmann, dass die Gegner des Projektes so lange auf die Straße gingen, bis er sein Wahlversprechen erfülle und alles zur Verhinderung von "Stuttgart 21“ unternehme.

Mit einem Großaufgebot hatte die Polizei in der Nacht zu Freitag Blockaden von "Stuttgart 21“-Gegnern vor dem Hauptbahnhof aufgelöst. Der Einsatz verlief völlig friedlich. Der Südflügel des Bahnhofes soll demnächst abgerissen werden. (dapd)