Bundespräsident Christian Wulff sprach auf die Mobilbox des “Bild“-Chefs Kai Diekmann, um die Enthüllung seines Privatkredits zu verhindern.

Berlin. In der Affäre um seinen Privatkredit gerät Bundespräsident Christian Wulff erneut in massive Bedrängnis. Wie die "Bild"-Zeitung gestern bestätigte, hat Wulff persönlich versucht, die Enthüllungen über sein 500 000-Euro-Darlehen mit einem Drohanruf beim Chefredakteur des Blattes, Kai Diekmann, zu verhindern. In einer Nachricht auf Diekmanns Handy-Mobilbox habe sich das Staatsoberhaupt "empört über die Recherchen zu dem Hauskredit" gezeigt und "mit strafrechtlichen Konsequenzen für den verantwortlichen 'Bild'-Redakteur" gedroht, erklärte die Chefredaktion.

Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, soll Wulff dabei erregt auch Ausdrücke wie "Krieg führen" benutzt haben. Auch bei Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, versuchte das Staatsoberhaupt zu intervenieren und die Berichterstattung zu stoppen. Im Verlag Axel Springer erscheint auch das Abendblatt.

Die "Bild"-Zeitung hatte am 13. Dezember als erstes Medium über den Privatkredit Wulffs bei dem Unternehmerehepaar Egon und Edith Geerkens berichtet. Laut Chefredaktion hatte das Blatt dem Bundespräsidenten vor der Veröffentlichung Gelegenheit zu einer ausführlichen Stellungnahme gegeben. Diese habe er am 12. Dezember zunächst abgeben lassen, dann aber kurz vor Redaktionsschluss wieder zurückgezogen. Zwei Tage später habe Wulff erneut Diekmann angerufen und um "Entschuldigung für Ton und Inhalt" seiner Äußerungen auf der Handy-Mobilbox gebeten.

Wulff selbst äußerte sich gestern nicht zu dem Vorgang. Das Bundespräsidialamt veröffentlichte eine knappe Mitteilung, in der es hieß, die Presse- und Rundfunkfreiheit sei für den Bundespräsidenten ein hohes Gut. Wulff habe deshalb zu den Krediten für sein Eigenheim und zu Urlaubsaufenthalten "Transparenz hergestellt, Erklärungen abgegeben" und mehrere Hundert Medienanfragen beantwortet. "Über Vieraugengespräche und Telefonate gibt der Bundespräsident aber grundsätzlich keine Auskunft", hieß es weiter.

Der Deutsche Journalisten-Verband verurteilte das Verhalten Wulffs scharf. "Prominente müssen sich kritische Berichterstattung als Teil der Meinungsfreiheit gefallen lassen", sagte der Vorsitzende Michael Konken: "Das müsste niemand besser wissen als der erste Mann im Staat." Der Deutsche Presserat nannte die Einflussnahme sehr bedenklich. Wulff habe sich mit dem Kredit angreifbar gemacht. Auch die Opposition in Berlin reagierte kritisch. SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil verlangte, der Präsident müsse schnellstmöglich Klarheit schaffen.