Altkanzler Kohl sang sogar mit, als die Menge die Nationalhymne anstimmte. Auf Transparenten war zu lesen: “Immer unser Kanzler“.

Ludwigshafen. Er wollte keinen Festakt, und eigentlich wollte er seinen 80. Geburtstag ganz privat feiern. Als am Sonnabend aber 500 Mitglieder der Jungen Union ihrem Vorbild ein Ständchen sangen, zeigte sich Altkanzler Helmut Kohl an seinem 80. Geburtstag dann doch mit seiner Frau Maike Kohl-Richter vor der Haustür in Oggersheim. Der im Rollstuhl sitzende CDU-Politiker sang sogar mit, als die Menge die Nationalhymne anstimmte. Auf riesigen Transparenten, die der politische Nachwuchs mitgebracht hatte, war zu lesen: "Immer unser Kanzler" und "Wir danken Dir, Kanzler der Einheit". Kohl hatte aus gesundheitlichen Gründen auf eine große Feier verzichtet. Am 5. Mai geben die Stadt Ludwigshafen und das Land Rheinland-Pfalz, dessen Ministerpräsident Kohl von 1969 bis 1976 war, einen gemeinsamen Empfang. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihre Teilnahme bereits zugesagt. Die Laudatio soll der frühere Bundespräsident Roman Herzog halten.

Am Wochenende würdigten Spitzenpolitiker und Persönlichkeiten aus aller Welt die Verdienste Kohls um die Wiedervereinigung und die europäische Einigung. Kanzlerin Merkel schilderte ihre persönlichen Eindrücke von Kohl. Er habe "bei jeder Begegnung zuerst den Menschen und erst dann den Politiker gesehen", sagte Merkel der "Bild am Sonntag". Darüber hinaus habe Helmut Kohl immer in großen geschichtlichen Zusammenhängen gedacht, und schließlich sei er trotz jahrzehntelanger politischer Arbeit immer neugierig auf die Alltagserfahrungen der Menschen geblieben.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) erklärte in einem Glückwunschschreiben, Kohl habe das Angesicht der Bundesrepublik durch seine Politik gestaltet und das deutsche Ansehen weltweit gestärkt. Bundespräsident Horst Köhler würdigte Kohls Leistungen für die Einheit mit den Worten: "Man sagt gewiss nicht zu viel des Guten, wenn man Ihnen das Gelingen dieses politischen Meisterstücks zu größten Teilen zuschreibt." Der russische Präsident Dmitri Medwedew schrieb in einem Glückwunschtelegramm, Kohl habe zu einem Neustart der deutsch-russischen Beziehungen beigetragen.