16 Jahre lang hat er die Bundesrepublik regiert. Hessens Ministerpräsident und Abendblatt-Redakteure aus zwei Generationen würdigen ihn. Sehr persönlich.

Er müsste so beliebt sein wie Helmut Schmidt oder Richard von Weizsäcker. Viel häufiger öffentlich auftreten und den Ehrenvorsitz der CDU auf ewig innehaben. Doch auch zu seinem 80. Geburtstag will kaum einer seiner früheren Parteifreunde so richtig aufjubeln.

Dabei hat er sogar länger als sein politisches Vorbild Konrad Adenauer regiert. Helmut Kohl gilt als der "Kanzler der Einheit", als Europa-Vereiner, als Vater des Euros. Aber eben auch als der "ewige Kanzler", der nicht zum rechten Zeitpunkt abtreten konnte, als Wahlverlierer, als Bundeskanzler, der Parteispendern sein Ehrenwort gegeben hat und dies auch zu halten vorzog. Er selbst schrieb in seinen Memoiren über die Zeit der CDU-Spendenaffäre: "Was da begann, war der Versuch, meine 16 Jahre Kanzlerschaft auszulöschen." Nur ein Jahr nach seinem Auszug aus dem Bundeskanzleramt musste Helmut Kohl im November 1999 einräumen, von heimlichen CDU-Konten gewusst zu haben. Er selbst habe von 1993 bis 1998 Spenden von bis zu zwei Millionen D-Mark entgegengenommen. Erst zwei Jahre später - nachdem er den Ehrenvorsitz der CDU abgegeben und sich der damalige CDU-Chef Wolfgang Schäuble und die heutige Kanzlerin Angela Merkel von ihm distanziert hatten - wurde das Ermittlungsverfahren gegen ihn gegen eine Zahlung von 300 000 D-Mark eingestellt.

Tatsächlich stellte sein "Mädchen" Angela Merkel sich nicht wirklich vor ihn. Er, der als Entdecker und Mentor der heutigen Kanzlerin gilt, stand allein da. Dabei war er 25 Jahre lang Chef seiner Partei und 40 Jahre Parlamentarier. Doch auf der Weltbühne hielten seine Freundschaften, vor allem zu George H. W. Bush, US-Präsident von 1989 bis 1993, und Michail Gorbatschow, sowjetischer Präsident von 1990 bis 1991, mit ihnen hat er die Einheit verhandelt. Gorbatschow: "Uns verbindet, dass wir an einem Wendepunkt der Weltgeschichte zusammen mit den Führern anderer europäischer Staaten und der USA die Kraft gefunden haben, entschlossen den Weg der Zusammenarbeit einzuschlagen und zum Ende des kräfteraubenden Kalten Krieges beizutragen." Diese Ehre wird dem Altkanzler wohl keiner mehr nehmen.

Roland Koch (CDU), Hessens Ministerpräsident, gratuliert Helmut Kohl mit einem Gastbeitrag auf dieser Seite. Auch die Abendblatt-Redakteure Armgard Seegers und Philip Volkmann-Schluck blicken auf ihr Leben mit dem Mann aus Oggersheim zurück.