„Wichtig war, dann auch im entscheidenden Moment das Richtige zu tun.“ Direkt nach dem Mauerfall erhielt Helmut Schmidt Besuch. . .

Berlin/Hamburg. Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt (90; SPD) hat den Mauerfall vor 20 Jahren vor dem Fernseher verfolgt. „Dort sah ich, wie die schreckliche Teilung Deutschlands friedlich, ohne einen Schuss, überwunden wurde und mir kamen die Tränen“, sagte Schmidt der „Bild“-Zeitung.

Tags darauf seien die ersten Schmidt-Fans aus der DDR in Hamburg angekommen: „Da war unser Haus belagert von DDR-Bürgern, die sich mit ihrem Trabi durchgekämpft hatten bis nach Hamburg-Langenhorn, um zu sehen, wo diese Schmidts wohnen.“ Er selbst habe damals nicht damit gerechnet, dass die Wiedervereinigung noch zu seinen Lebzeiten geschehen könnte. Schmidt hob die Leistung Helmut Kohls (CDU) im Vereinigungsprozess hervor: „Wichtig war, dann auch im entscheidenden Moment das Richtige zu tun. Helmut Kohl hat da vor allem eine Sache glänzend angepackt: Sein Zehn-Punkte-Programm Ende November im Bundestag. Wenn man die zehn Punkte heute liest, dann war da noch nicht von staatlicher Einheit die Rede. Wohl aber hat er der Weltöffentlichkeit einen Anstoß gegeben, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen. Ein ganz wichtiger Vorstoß!“

Schmidt (SPD) sprach sich außerdem für die Umstellung der Bundeswehr zu einer spezialisierten Berufsarmee für Auslandseinsätze aus. „Ich sehe Deutschland nicht mehr bedroht wie zu Zeiten des Kalten Krieges. Die heutigen Gefahren liegen im Terrorismus. Dagegen helfen Soldaten nur wenig“, sagte Schmidt, der von 1969 bis 1972 auch Verteidigungsminister war.

Schmidt begrüßte die Pläne der Bundesregierung, die Wehrpflicht auf sechs Monate zu verkürzen: „Nach der jetzigen Regelung wird nur ein sehr kleiner Teil eines Jahrgangs wirklich zum Wehrdienst eingezogen. Das führt zu einer Ungleichheit, die nach meinem Gefühl an die Grenze der Verfassungswidrigkeit stößt.“ Bei sechs Monaten Wehrpflicht würden mehr junge Leute eingezogen. (dpa/HA)