Jeder fünfte Europäer hat Erfahrungen mit Marihuana. Der gleichzeitige Konsum verschiedener Drogen beunruhigt die Experten.

Brüssel/Berlin. In Europa wird nach Einschätzung der EU-Drogenbeobachtungsstelle EBDD weniger Cannabis konsumiert. In zahlreichen Ländern sei „eine sinkende Tendenz oder Stabilisierung“ zu beobachten, heißt es im europäischen Drogenbericht 2009, den EBDD-Direktor Wolfgang Götz vorstellte. Einen besonders deutlichen Abwärtstrend melden demnach Deutschland, Großbritannien, Spanien und Ungarn. Die Experten werteten vor allem Daten über das Konsumverhalten von 15- bis 34-Jährigen aus.

„Europas Appetit auf Cannabis bleibt aber nach wie vor bemerkenswert“, warnte Götz. Jeder fünfte Europäer habe Erfahrungen mit dem leicht erhältlichen Rauschmittel gemacht. „Cannabis bleibt die in Deutschland am häufigsten konsumierte illegale Droge“, erklärte auch die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD), die parallel zur EBDD in Berlin ihren eigenen Bericht präsentierte. Beide Gremien äußerten sich erfreut darüber, dass unter Schülern das Interesse an Cannabis offenbar immer mehr nachlässt.

Weniger optimistisch sind die EU-Experten mit Blick auf Kokain und Heroin. „Leider deutet hier wenig auf eine Verbesserung der Situation hin“, sagte Götz. Besorgt äußerte er sich auch über die hohe Zahl von Personen, die verschiedene Drogen kombinieren, etwa illegale Drogen und Alkohol. Problematisch sei, dass die Palette der verfügbaren legalen und illegalen Substanzen immer breiter werde, warnte die Drogenbeobachtungsstelle.

Allein im Jahr 2008 entdeckten europäische Fahnder 13 neue psychoaktive Drogen auf dem Markt, darunter elf synthetische Drogen und zwei Pflanzenprodukte. Das Internet gewinnt dabei als Handelsplatz an Bedeutung. Auch deutsche Händler sind rege im Geschäft: Von 115 Online-Shops, die die EBDD im Jahr 2008 überwachte, befanden sich 15 Prozent in Deutschland. Damit lag die Bundesrepublik an zweiter Stelle nach Großbritannien. (epd)