Nicht mehr nur die Partydroge der Schickeria. Gefährlicher Mischkonsum mit Alkohol oder Heroin.

BRÜSSEL. Der Kokainkonsum in der EU und in Norwegen ist nach Angaben der EU-Drogenbeobachtungsstelle dramatisch angestiegen. "Bei Kokain zeigt sich ein erschreckendes Bild", sagte Direktor Wolfgang Götz bei der Vorstellung des Jahresberichts 2007 am Donnerstag in Brüssel. Die Beobachtungsstelle geht inzwischen von 4,5 Millionen Kokainnutzern aus, im Vorjahr waren es noch eine Million weniger.

Damit scheinen die Zeiten vorbei, da Kokain vor allem eine Partydroge "der Schickeria" war. Nach den Worten von Götz wird die Droge längst von allen Schichten der Bevölkerung konsumiert. Der Anstieg des Konsums um rund 30 Prozent sei aber auch darauf zurückzuführen, dass mangelhafte Daten bislang zu einer zu niedrigen Schätzung geführt hätten.

Während Heroin und Cannabis stagnierten, habe Kokain inzwischen sogar die Partydroge Ecstasy verdrängt. Damit nehme der Stoff hinter Cannabis zum ersten Mal Rang zwei bei den illegalen Drogen ein. "Generell bleibt das größte Problem der Mischkonsum", betonte Götz. Denn oftmals werde Kokain zusätzlich zu Alkohol oder Heroin eingenommen.

Die Zahl der Cannabiskonsumenten ist zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren nicht weiter gestiegen. Inzwischen hat jeder vierte erwachsene Europäer die Droge bereits einmal probiert. Drei Millionen Bürger konsumieren sie täglich. Bei den jungen Europäern zwischen 15 und 34 Jahren haben 13 Prozent im vergangenen Jahr mindestens einen Joint geraucht. Ihr Anteil ist mit 20 Prozent in Spanien am höchsten, in Deutschland hat die Beliebtheit von Cannabis dagegen abgenommen.

"Es gibt Anzeichen, dass die Heroinepidemie ihren Höhepunkt erreicht hat", sagte Götz. Unter anderem wegen besserer medizinischer Betreuung und Spritzentauschprogrammen habe die Ansteckungsrate für HIV abgenommen. Zwischen 100 000 und 200 000 Abhängige sind nach Angaben der Beobachtungsstelle mit dem Virus infiziert, 3500 haben sich innerhalb des vergangenen Jahres angesteckt. Etwa eine Million Drogenkonsumenten sind mit Hepatitis C infiziert. Bis zu 8000 EU-Bürger und Norweger sind innerhalb eines Jahres an ihrer Sucht gestorben. Die Europäische Kommission teilte mit, dass Drogenfahnder im vergangenen Jahr Grundstoffe für synthetische Rauschmittel im Wert von 2,8 Milliarden Euro in der EU beschlagnahmt haben. Aus einer kleinen Menge dieser Vorstufenstoffe lasse sich eine große Menge an Drogen herstellen, hieß es.