Die Rettungsaktion von 37 afrikanischen Flüchtlingen aus dem Mittelmeer war keine illegale Einwanderung. Elias Bierdel ist erleichtert.

Agrigento. Freispruch für den ehemaligen „Cap-Anamur“-Vorsitzenden Elias Bierdel: Nach mehrjährigen Verhandlungen hat ein Strafgericht in Agrigent auf Sizilien Bierdel und seinen Ex-Kapitän Stefan Schmidt freigesprochen. Den beiden Männern hatten wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung in einem besonders schweren Fall vier Jahre Haft und 400 000 Euro Bußgeld gedroht.

Der Ex-Cap-Anamur-Chef Bierdel steht weiter zu der umstrittenen Rettungsaktion von 37 afrikanischen Flüchtlingen aus dem Mittelmeer in Italien. Die gegen ihn und einen Kapitän der Hilfsorganisation erhobenen Vorwürfe hätten sich in den vergangenen drei Jahren im Gerichtssaal nicht bestätigen lassen, sagte Bierdel dem „Deutschlandfunk“. Die Staatsanwaltschaft warf Bierdel und dem Kapitän Stefan Schmidt Beihilfe zur illegalen Einwanderung vor.

Der Gründer von Cap Anamur, Rupert Neudeck, sagte im WDR: Die Cap-Anamur-Mitarbeiter hätten nichts weiter getan, „als das Urgesetz Europas wahrzunehmen, nämlich Menschen in Seenot aufzunehmen und sie in einen sicheren Hafen zu bringen“. Italien verwehrte dem Schiff drei Wochen lang die Einfahrt in einen sizilianischen Hafen mit der Begründung, die Flüchtlinge müssten nach Malta gebracht werden. Schließlich durften sie doch noch an Land gehen, wurden aber kurze Zeit später wieder abgeschoben.

Vorwürfe von Kritikern, er habe mit seiner Aktion damals ein Medienspektakel inszeniert, weist Bierdel zurück. Selbstverständlich seien Fehler gemacht worden, weil man auf die Situation nicht vorbereitet gewesen sei, sagte er im „Deutschlandfunk“. So habe man zu viel Zeit gebraucht, bis ein geeigneter Hafen zum Anlaufen gefunden worden sei. Dennoch habe er keinen einzigen Journalisten eingeladen oder an Bord geholt. „Sie kamen, weil sie schauen wollten, und ich bin bis heute der Meinung, dass wir das gar nicht anders machen konnten“, erklärte Bierdel.

Und Bierdel kritisierte die europäische Flüchtlingspolitik scharf: Die Europäische Union sei verantwortlich dafür, dass an ihren Außengrenzen Menschen in großer Zahl „verschwinden, ertrinken, verdursten“. Die Strategie der europäischen Grenzagentur Frontex werde weithin geheim gehalten und sei weder den Parlamentariern auf nationaler noch auf EU-Ebene im Detail bekannt. Bierdel sagte, die Zahl der dokumentierten toten Flüchtlinge an den europäischen Außengrenzen belaufe sich mittlerweile auf rund 15 000. „Das ist aber natürlich nur die Spitze des Eisberges.“