Berlin. Der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Rudolf Seiters, hält den Vorschlag von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) zur Einrichtung von Auffanglagern für Flüchtlinge in Nordafrika unter bestimmten Bedingungen für akzeptabel. Angesichts der unermesslichen Not in der Welt sei es falsch, solche Überlegungen schnell und pauschal abzulehnen, sagte Seiters gestern im DeutschlandRadio.

Wenn sich europäische und afrikanische Staaten einigen könnten und der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen zustimmen würde, sei eine vorläufige menschenwürdige Unterbringung in der Region durchaus annehmbar.

"Die reichen europäischen Länder sind ganz sicher in der Pflicht, ihre Entwicklungshilfe zu verstärken", sagte Seiters weiter. Die Antwort auf das Problem könne nicht lauten, dass Flüchtlinge automatisch in einem EU-Land aufgenommen werden: "Das wäre geradezu eine Einladung an viele, sich immer wieder in Gefahr zu bringen oder sich Schleuserbanden anzuvertrauen."

Schily hatte die Schaffung von Asylbewerberlagern in Nordafrika angeregt. Seiner Ansicht nach könnten dort EU-Beamte die Asylanträge von Flüchtlingen vor ihrer Einreise in die Europäische Union prüfen. Unterstützung erhielt er unter anderem vom Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur, Rupert Neudeck.

Auch in der Bundesregierung stößt Schily zunehmend auf Verständnis. Vizeregierungssprecher Thomas Steg sagte, Schilys Erkenntnis werde breit geteilt, wonach "Probleme auf dem afrikanischen Kontinent nicht in Europa gelöst werden können". Es gehe darum, für diese Probleme in Afrika Lösungen zu finden.

Steg stellte aber klar, der Vorschlag Schilys sei "kein Thema, das im Moment das Bundeskabinett beschäftigt". Vielmehr handele es sich um eine Diskussion auf europäischer Ebene. Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) hatte sich ebenso wie auch andere Koalitionspolitiker zuvor ablehnend zur Initiative des Innenministers geäußert. Zustimmung erhielt Schily dagegen aus der CDU/CSU.