Die kosovarischen Medien zeigten gestern Bilder von der Festnahme von Robert Z., Andreas D. und Andreas J.

Hamburg. Der Sachschaden hielt sich in Grenzen. Als vor einer Woche im EU-Hauptquartier in der Kosovo-Hauptstadt Pristina ein Sprengsatz explodierte, gingen eine paar Scheiben am Haus und an parkenden Autos zu Bruch. Seit dem Wochenende allerdings entwickelt sich der Anschlag zu einer Staatsaffäre mit Auswirkungen bis nach Deutschland. Der Untersuchungsrichter in Pristina ordnete für drei deutsche Männer im Alter zwischen 41 und 47 Jahren wegen des Verdachts der Beteiligung an dem Sprengstoffanschlag 30 Tage Untersuchungshaft an. Die Staatsanwaltschaft in Pristina hält die drei für Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND). Das berichtet deren Anwalt Adem Ademi. Alle drei hätten aber ihre Unschuld beteuert, sagte er.

Die kosovarischen Medien zeigten gestern Bilder von der Verhaftung der Männer, deren Namen mit Robert Z., Andreas D. und Andreas J. angegeben wurden. Sie brachten sie sogar in Verbindung mit drei früheren Anschlägen auf die Uno-Mission, das Kosovo-Parlament und die OSZE in Pristina. Der BND wollte sich dazu am Wochenende und auch in den kommenden Tagen nicht äußern. Die Opposition im Bundestag forderte eine rasche Aufklärung im Parlamentsgremium zur Kontrolle der Geheimdienste.

Wie das Abendblatt aus Sicherheitskreisen erfuhr, schließt der BND aus, dass irgendeiner seiner Mitarbeiter an dem Anschlag beteiligt gewesen ist. Denkbar ist allerdings, dass die drei am Tatort waren, um Informationen über Hintergründe zu sammeln. Die deutsche Regierung muss über die Sicherheitslage im Kosovo informiert sein, denn Deutschland stellt allein 52 Polizisten, Richter und Zollbeamte in der EU-Rechtsstaatsmission Eulex im Kosovo. Gegen genau diese Mission hatte es in den vergangenen Tagen große Demonstrationen gegeben. Die im Kosovo lebenden Serben wollen den von Brüssel damit unterstützten Aufbau eines unabhängigen Kosovo verhindern.

Die Richter in Pristina werfen nun ausgerechnet den drei deutschen Männern vor, mit dem Anschlag Eulex torpedieren zu wollen. Möglicherweise werden die drei mutmaßlichen BND-Agenten zum Spielball dieser unterschiedlichen Interessen auf dem Balkan. Hinter dem Anschlag könnten genauso gut serbische oder kosovarische Extremisten stecken.

Wann die drei deutschen Männer freikommen können, ist völlig ungewiss. Werden sie angeklagt, drohen ihnen 20 Jahre Haft.

Im Kosovo heißt es, die drei mutmaßlichen Agenten seien Mitarbeiter der Firma Logistic Coordination Assessments Services, einem Investment-Berater für deutsche Unternehmen im Kosovo gewesen und schon eineinhalb Jahre von örtlichen Sicherheitsdiensten beschattet worden.