Eine schallende Ohrfeige für die schwarz-rote Koalition in Kiel, tüchtig Aufwind für die kleinen Parteien bei der Kommunalwahl in Schleswig-Holstein und eine Linke, so stark, wie sie es selbst kaum zu hoffen wagte. Mit dieser Wahl hat sich die politische Landschaft im Norden radikal verändert. Jetzt ist Schluss mit lustig für die CDU, die nahezu durchgängig mit absoluten Mehrheiten in den Kommunen regieren konnte.

Für die Sozialdemokraten unter ihrem Landesvorsitzenden Ralf Stegner endet dieser erste Testlauf für die Landtagswahl 2010 ebenfalls mit einem bitteren Ergebnis. Zwar saß den Genossen das bundesweite Stimmungstief für die SPD im Nacken, aber auch der verbreitete Frust über eine wenig profilierte Politik in der Großen Koalition in Kiel.

Die hat insgesamt mehr als zehn Punkte eingebüßt, wurde abgestraft für ihre zaghaften Reformen. Das verheißt nichts Gutes. Wie wollen CDU und SPD die Landtagswahl gewinnen? Erwartbar ist, dass die Regierung dieses hoch verschuldeten Landes den ohnehin nur moderaten Sparkurs aussetzen und eigennützig Geschenke verteilen wird.

Ein historischer Tiefstand ist wieder in puncto Wahlbeteiligung erreicht, die nur noch bei 50 Prozent liegt. Nun stellen also auch in Schleswig-Holstein die Nichtwähler die stärkste Fraktion. Die Abkehr von den etablierten Volksparteien schreitet unvermindert fort. Ein schwacher Trost, dass wenigstens die Zahl der Bewerber kleiner Wählergruppen um ein Mandat noch einmal gestiegen ist.

Unaufhaltsam auf dem Vormarsch bleibt die Linke. Bei jeder Wahl kann sie nun auch im Westen neue Rekordmarken setzen. Nach Bremen, Hamburg und Niedersachsen jetzt in Schleswig-Holstein. Das bürgerliche Lager wird sich warm anziehen müssen. Verdruss und Protest haben eine neue Heimat gefunden. Es weht eine steife Brise von links.