BERLIN. Bundeskanzlerin Angela Merkel will die deutsche Vorreiterrolle beim Klimaschutz auch auf Bali unter Beweis stellen. Vor Beginn der zweiwöchigen Weltklimakonferenz in Indonesien erklärte Merkel in einer Videobotschaft, sowohl die EU als auch die G8-Industriestaaten wollten mehr für den Klimaschutz tun. "Jedes Land muss natürlich für sich handeln. Gerade Deutschland will dabei auch beispielgebend sein", sagte die Kanzlerin.

Deshalb werde das Kabinett am Mittwoch "ein ganzes Bündel von Maßnahmen beschließen", damit die Bundesregierung bei der Weltklimakonferenz "auch demonstrieren kann, was Deutschland für den Klimaschutz tut". Deutschland habe das Ziel, bis 2020 insgesamt 40 Prozent des Ausstoßes von klimaschädlichem Kohlendioxid einzusparen.

Die Kanzlerin erwartet zudem von den EU- und G8-Staaten, dass sie ihre Klimaversprechen einlösen. Sowohl in der Europäischen Union als auch auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm im Juni dieses Jahres "haben wir international beschlossen, mehr für den Klimaschutz zu tun", sagte Merkel. "Insbesondere brauchen wir ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll, das 2012 ausläuft."

Auf Bali müsse der Fahrplan beschlossen werden, mit dem "wir bis Ende 2009 ein Nachfolgeabkommen für Kyoto aushandeln." Die Industriestaaten hatten sich im japanischen Kyoto verpflichtet, den Ausstoß der wichtigsten Treibhausgase bis 2012 um mindestens fünf Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Wie es vom Jahr 2013 an weitergehen soll, wird auf Bali diskutiert.

Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) mahnte im Südwestrundfunk, die Untersuchungen der Vereinten Nationen (Uno) hätten allen Beteiligten sehr deutlich gemacht, welche Folgen es habe, nicht zu handeln. Merkel sagte: "Die Zeit drängt, denn der internationale Klimarat gibt uns auf, langfristig - bis zur Mitte unseres Jahrhunderts - die CO2-Emissionen zu halbieren." Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) erhofft sich von Bali ein Mandat für abschließende Klimaverhandlungen: "Viele glauben, wir fahren nach Bali und kommen mit einem Abkommen zurück." Gabriel sagte im "Tagesspiegel am Sonntag", das könne Bali nicht leisten.

Der Potsdamer Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber hofft, dass sich die USA bewegen werden. Selten sei es für einen US-Präsidenten leichter gewesen, "eine historische Großtat zu vollführen", schrieb Schellnhuber in der "Frankfurter Rundschau". Merkels Klimaberater warnte, dass Russland aus dem Prozess auszuscheren drohe.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) verlangte von Unternehmen, Managern und Aufsichtsräten, Klimazielen oberste Priorität in der Unternehmenspolitik zu geben. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) forderte von der Bundesregierung, sie müsse ihre Hausaufgaben machen, um die Vorreiterrolle Deutschlands weiter auszufüllen.