Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus hat keine Erinnerung an seinen schweren Skiunfall in Österreich. Laut seinen Ärzten ist er jedoch auf dem Weg der Besserung. Galerie: Dieter Althaus - Ministerpräsident und Sportler

Berlin/Salzburg. Er ist wieder wach: Nach seinem schweren Skiunfall ist Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus wieder ansprechbar hat aber keine Erinnerung an seinen schweren Skiunfall in Österreich, bei dem eine 41-jährige Slowakin ums Leben kam. Das sagten seine Ärzte in der Unfallklinik Schwarzach im österreichischen Pongau. Der CDU-Politiker, der nach dem Unfall am Neujahrstag wegen einer schweren Kopfverletzung bis Sonnabend im künstlichen Tiefschlaf lag, sei weiterhin auf dem Weg der Besserung, sagte Reinhard Lenzhofer, der ärztliche Leiter des Spitals.

"Wie sind positiv gestimmt, dass die Verletzung ohne medizinische Folgewirkung bleiben wird," sagte Lenzhofer zu Journalisten. Derzeit habe Althaus jedoch noch nicht die volle räumliche und zeitliche Orientierung wiedererlangt und könne daher von der Staatsanwaltschaft noch nicht vernommen werden.

Am Sonnabend war er aus dem künstlichen Koma geholt worden, in das ihn die Ärzte wegen seiner schweren Kopfverletzung versetzt hatten. Noch weiß der CDU-Politiker nicht, dass die Frau, mit der er im österreichischen Skigebiet Riesneralm zusammengestoßen war, tot ist - und dass die Behörden gegen ihn wegen fahrlässiger Tötung ermitteln. Sollte es zu einer Verurteilung kommen, würden Althaus bis zu zwei Jahre Gefängnis drohen. Damit wäre seine Karriere als Politiker zumindest vorerst beendet.

Denn das deutsche Strafgesetzbuch sieht in Paragraf 45 vor, dass jemand nicht mehr in ein öffentliches Amt gewählt werden kann, sofern er zu mindestens einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde: Er verliert seine sogenannte Wählbarkeit, auf Landes- wie auf Bundesebene. Noch gibt sich die thüringische CDU optimistisch: Natürlich werde man mit Althaus in den Landtagswahlkampf gehen - "da stellt sich gar keine Frage", so CDU-Geschäftsführer Andreas Minschke. Dem pflichtet der örtliche CDU-Fraktionsvorsitzende Mike Mohring bei. Er ist sich sicher, dass Althaus sich nichts zuschulden hat kommen lassen.

Zu unangenehm wäre die Vorstellung, bei der Wahl am 30. August ohne den Ministerpräsidenten antreten zu müssen, der mit 100 Prozent der CDU-Stimmen zum Spitzenkandidaten ernannt worden war. Denn hinter Althaus, der in der Union als überzeugter Anhänger von Bundeskanzlerin Angela Merkel gilt, kommt auf Landesebene sehr lange nichts. Seine Stellvertreterin, die Finanzministerin Birgit Diezel, ist zwar seit 15 Jahren in der Politik. Doch höher hinaus als jetzt will sie nicht. Einzige bekannte CDU-Politikerin aus Thüringen ist Dagmar Schipanski, die 1999 erfolglos für die Union als Kandidatin für die Bundespräsidentschaft ins Rennen ging und nun Präsidentin des Landtags ist. Mit ihr wären die schlechten Umfragewerte, die die CDU in Thüringen bereits in der Opposition sehen, nicht zu kippen. Insofern sind die Christdemokraten darauf angewiesen, dass Althaus von dem Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen wird.

Und dass er wieder vollständig gesund wird. Die Chancen dafür stehen gut. Seine Frau konnte am Wochenende bereits wieder mit dem 50-Jährigen reden. "Mein Mann hat mich sofort erkannt und auch gleich die Namen unserer Töchter genannt", sagte Katharina Althaus der "Bild am Sonntag". "Ich bin unendlich erleichtert, froh und glücklich." Er konnte bereits Arme und Beine bewegen. Die Ärzte sind zuversichtlich, dass er wieder vollständig gesund wird. "Der Verlauf der Therapie entwickelt sich weiterhin positiv", sagte der Leiter der Unfallchirurgie der Klinik Schwarzach, Franklin Genelin. Heute soll bekannt gegeben werden, wann er nach Hause kann.

Althaus war am Neujahrstag mit einer 41-jährigen Slowakin zusammengestoßen, an einer Stelle, an der sich zwei Pisten trafen. Während dem Politiker vermutlich sein Skihelm das Leben rettete, starb Beata C. bereits im Rettungshubschrauber. Wie genau es zu dem Unfall kam, ist noch ungeklärt. Weil die beiden oberhalb einer Absperrung kollidierten, spekuliert der "Spiegel", ob Althaus bei seiner Abfahrt die Orientierung verloren hatte. "War er ein Stück durch das angrenzende Unterholz gekurvt? Oder ist er bewusst in den blauen Hang hineingesteuert, wie eine Art Geisterfahrer?"

Bei Althaus wurden ein schweres Schädel-Hirn-Trauma mit einer Hirnblutung und einem Bruch im Gesicht festgestellt. Seine Unfallgegnerin lebte mit Mann und Familie in den USA. Ihr Kind wurde an diesem Wochenende ein Jahr alt. Sie hat noch drei ältere Stiefkinder. Nach MDR-Informationen soll sie am Mittwoch in Riegersburg in der Oststeiermark beigesetzt werden.