Beim Thema Kondome hat der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke Papst Benedikt XVI. deutlich widersprochen. “Wer Aids hat und sexuell aktiv ist, wer wechselnde Partnerschaften sucht, muss andere und sich selber schützen.“ Beim Thema Kondome dürfe es keine Tabus geben, aber auch keine Mythen und Verharmlosungen, so Jaschke in einem Beitrag für die “Zeit“. Auch zwei Ministerinnen gehen auf Distanz zum Heiligen Vater.

Hamburg/Jaunde. Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke hat Papst Benedikt XVI. deutlich widersprochen. In der Diskussion über die Bekämpfung der Aids-Epidemie in Afrika schrieb Jaschke für die "Zeit": "Wer Aids hat und sexuell aktiv ist, wer wechselnde Partnerschaften sucht, muss andere und sich selber schützen."

Beim Thema Kondome dürfe es keine Tabus geben, aber auch keine Mythen und Verharmlosungen. "Kondome können schützen, aber oft lehnen Männer sie ab", schrieb der katholische Geistliche. Papst Benedikt XVI. hat sich auf seiner Afrikareise gegen den Gebrauch von Kondomen ausgesprochen. Die Epidemie grassiert vor allem im südlichen Afrika, wo Millionen von Menschen infiziert sind. Jaschke schrieb in seinem Beitrag: "Die Kirche steht nicht in einer finsteren Anti-Kondom-Ecke, von der aus sie die Menschen einschüchtern will."

Mit der Ächtung von Kondomen hat Papst Benedikt XVI. breite Kritik auf sich gezogen. Der Papst sollte besser die Verbreitung von Kondomen fördern und den Menschen ihre Verwendung beibringen, wenn er es ernst meine mit dem Kampf gegen Aids, sagte Rebecca Hodes von der südafrikanischen Organisation Treatment Action Campaign.

Mit seiner Opposition gegen die Verhütung zeige Benedikt, "dass ihm das religiöse Dogma wichtiger ist als das Leben von Afrikanern", sagte Hodes. Es sei richtig, dass Kondome nicht die einzige Lösung für die Aids-Probleme in Afrika seien. Sie seien aber eines von wenigen erprobten Mitteln, um HIV-Infektionen zu verhindern.

Die Ministerinnen Ulla Schmidt (Gesundheit) und Heidemarie Wieczorek-Zeul (Entwicklungshilfe) erklärten gemeinsam, dass Kondome zur Verhütung der Immunschwächekrankheit eine entscheidende Rolle spielten. "Kondome retten Leben, sowohl in Europa als auch auf anderen Kontinenten", schrieben die SPD-Politikerinnen.

FDP-Parteichef Guido Westerwelle sagte, er respektiere, dass der Papst auch auf Treue und Enthaltsamkeit setze. "Aber das Verdammen von Kondomen ist in diesen Zeit absolut verantwortungslos."

Auch in Kameruns Hauptstadt Jaunde, der ersten Station von Benedikts Afrikareise, lösten seine Äußerungen kritische Reaktionen aus. Stanley Obale Okpu vom Ministerium für Stadtentwicklung meinte: "Was der Papst sagt, ist ein Ideal für die katholische Kirche. Aber er muss auf die Realität an der Basis schauen." In ganz Afrika seien Kondome sehr wichtig, nicht nur für den Kampf gegen Aids, sondern auch zur Geburtenkontrolle. Auch das Kinderhilfswerk Unicef reagierte mit Unverständnis. Erwachsene und Jugendliche müssten wissen, wie man sich vor Aids schützen könne, sagte die deutsche Geschäftsführerin Regine Stachelhaus dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Vatikansprecher Federico Lombardi sagte, der Papst habe lediglich die Position seines Vorgängers Johannes Paul II. in dieser Frage bekräftigt. Die katholische Kirche setze im Kampf gegen den HI-Virus auf eine entsprechende Sexualerziehung, auf wirksame Therapien, um die Weitergabe des Virus von infizierten Müttern auf ihre Kinder zu unterbrechen, sowie auf eine soziale und seelsorgliche Begleitung der Betroffenen.

Lombardi wandte sich gegen eine "Ideologie des Vertrauens auf Kondome". Der Rückgriff auf Präservative als Lösung des Aids-Problems verkenne die Bedeutung, die Aufklärung und verantwortliches Sexualverhalten in diesem Zusammenhang hätten. Außerdem geschehe ein nicht geringer Teil der Ansteckungen nicht auf sexuellem Weg, sondern aufgrund mangelnder Hygiene. Die Kirche stehe den Kranken und Leidenden nicht gleichgültig gegenüber, sondern zeige im Gegenteil traditionell ein großes Engagement im Gesundheitswesen.