Grüne kritisieren Kommentar zu Verhütung und Aids in Afrika als “menschenverachtend“. Papst sagte: “Kondome verschlimmern das Problem.“ Lob für Benedikts Afrika-Engagement von Bundespräsident Köhler.

Jaunde. Kaum ist Papst Benedikt XVI. auf seiner sechstägigen Afrika-Tour in Kamerun gelandet, holt ihn die Diskussion um die katholische Kirche, Kondome und die Immunschwächeseuche Aids ein.

Kondome können nach seiner Ansicht das Aids-Problem nicht lösen. "Man kann das Aids-Problem nicht durch die Verteilung von Kondomen regeln. Ihre Benutzung verschlimmert vielmehr das Problem", sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche an Bord seines Flugzeugs auf dem Weg nach Afrika. Die Lösung liege vielmehr in einem "spirituellen und menschlichen Erwachen" und der "Freundschaft für die Leidenden".

"Zynisch und menschenverachtend", nannte der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, diese Aussage. Beck sagte, allein in Afrika südlich der Sahara lebten 22 Millionen Menschen mit dem HI-Virus. Neben einer "Freundschaft mit den Leidenden" sollten sich alle Bemühungen auf eine Absenkung der Infektionsraten richten. Dazu bleibe der Zugang zu Kondomen ein entscheidender Faktor.

Der Papst beginnt seine erste Afrika-Reise in Kamerun, am Freitag will er nach Angola weiterreisen. Ziel der Reise ist es nach Vatikan-Angaben, dem von Kriegen, Krankheit und Hunger gequälten Kontinent eine Botschaft der Hoffnung und Versöhnung zu bringen.

Bundespräsident Horst Köhler hat die Afrika-Reise von Benedikt als gutes Signal für die Menschen auf dem Kontinent bezeichnet. Er wisse, dass die Menschen in den Ländern Kamerun und Angola, die der Papst besucht, und in ganz Afrika dem Besuch "mit großer Vorfreude" entgegensähen, heißt es in einem Brief Köhlers an den Papst, die "Tagespost" (Würzburg) dokumentierte.

Darin beklagte Köhler auch Widersprüche in der Politik der Industrieländer und nannte als Beispiele Agrarsubventionen und die Fischereipolitik der EU. Der Bundespräsident mahnte auch mehr Begegnungen zwischen deutschen und afrikanischen Jugendlichen sowie verstärkte Austauschprogramme an.

Köhler betonte, gerade in der Finanzkrise sei es wichtig, Afrika nicht aus dem Blick verlieren. Eine Neugestaltung der Weltordnung sei notwendig. Dabei müsse Afrika einbezogen werden. "Die Menschlichkeit unserer Welt" entscheide sich am Schicksal Afrikas, betonte der Bundespräsident.

Die Situation der katholischen Kirche in den Ländern Afrikas ist sehr unterschiedlich. Im Norden sind Katholiken zumeist eine kleine Minderheit. Südlich der Sahara ist der Anteil an der Gesamtbevölkerung höher, variiert aber in den einzelnen Staaten stark.

Angola, der Kongo, Gabun oder Lesotho haben einen katholischen Bevölkerungsanteil von etwa 50 Prozent. In Burundi bekennt sich eine deutliche Mehrheit zum Katholizismus. Insgesamt sind nach Angaben des kirchlichen statistischen Jahrbuchs von 2006 rund 158 Millionen der 926 Millionen Afrikaner Katholiken. Das entspricht fast exakt einem Sechstel (17,1 Prozent) der Bevölkerung. Die Katholikenzahl wächst in Afrika doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt.