Die Studie des Berlin-Instituts wagt etwas Ungeheuerliches - sie untersucht Zuwandergruppen nach dem Grad ihrer Integration. Natürlich kann man aus...

Die Studie des Berlin-Instituts wagt etwas Ungeheuerliches - sie untersucht Zuwandergruppen nach dem Grad ihrer Integration. Natürlich kann man aus Zahlenreihen nicht ableiten, dass die Integration aller Türken gescheitert ist. Jeder, der mit offenen Augen durch das Land läuft, trifft auf viele Gegenbeispiele: Doch genauso offensichtlich ist, dass zu viele Menschen türkischer Herkunft nie Wurzeln geschlagen haben. Auch hier öffnet ein Spaziergang über die Veddel oder durch Wilhelmsburg die Augen.

Die Studie belegt diese unangenehmen Wahrheiten mit Zahlen, sie liefert Daten statt Meinungen. Dass Integration machbar ist, zeigen die guten Werte für EU-Ausländer oder Aussiedler, die Sorgenkinder von einst - auch wenn sich daraus nicht ableiten lässt, Deutschland habe alles Nötige für eine gelungene Integration getan.

Das Gegenteil ist der Fall. Integration wird die zentrale Querschnittsaufgabe der Zukunft - warum hat Hamburg eigentlich keinen Senator für Integration? Der alte Leitsatz "Fordern und Fördern" muss nun konsequenter auf Migranten angewendet werden. Selbstkritisch müssen etwa türkische Interessenverbände, die bei Integrationsgipfeln gern forsch auf ihre Interessen pochen, sich fragen lassen, ob sie genauso laut von ihren Mitgliedern das Erlernen der deutschen Sprache oder Gleichberechtigung einfordern.

Der Staat seinerseits muss stärker in Sprache und Bildung investieren, gerade von Kleinkindern und ihren Müttern. Stipendien müssen verstärkt Zuwandererkinder fördern und damit Vorbilder jenseits von "Deutschland sucht den Superstar" schaffen. Stadtentwicklung bedeutet in Zukunft, Wohnquartiere besser zu mischen, Programme müssen die hohe Arbeitslosigkeit junger Migranten senken helfen. Das alles wird viel Geld kosten, aber immer noch billiger sein als die Desintegration großer Bevölkerungsgruppen. Die Bertelsmann-Stiftung schätzt die Folgekosten mangelnder Integration auf 16 Milliarden Euro jährlich. Und schließlich müssen auch wir Deutschen uns ändern, um Zuwanderer wirklich zu integrieren. Wir müssen unser Land lieben lernen - wie sollen es sonst Zuwanderer tun?