Leser sorgen sich um die Folgen, die der Krieg weltweit haben wird. Andere sind empört, dass die USA den Konflikt mit dem Irak ohne UNO-Mandat militärisch lösen wollen

Vorwürfe Berichterstattung zum Irak-Krieg, Hamburger Abendblatt, 20. und 21. März Nun ist das Kind doch im Brunnen, und ich mache Saddam Hussein und George W. Bush gleichermaßen den Vorwurf, verantwortungslos gegenüber dem irakischen Volk gehandelt zu haben. Saddam Hussein musste wissen, dass sein Volk in diesem Krieg schwer zu Schaden kommen wird und er letztlich doch wird kapi-tulieren müssen. Und Bush musste wissen, dass "sein" Krieg unabsehbare Folgen nach sich ziehen kann. Und jetzt wird also davor gewarnt, Massenvernich-tungsmittel einzusetzen. Amerika hat sie also auch und maßt sich an, andere zu maßregeln. Wer weiß, wie sich die Dinge noch entwickeln? Hans-Edgar Andersen, 22453 Hamburg Auswirkungen Nun hat Präsident Bush seinen Krieg. Die USA haben damit einen Präzedenzfall geschaffen, nach dem es möglich ist, das Völkerrecht mit Füßen zu treten und die Existenz der UNO zu unterlaufen. Umso unheilvoller, dass diese verbrecherische Maßnahme von einem Staatsmann ausgeht, der seine Politik mit fanatischem Gottesglauben untermauert. Wir werden sehen, ob sich die Auswirkungen dieser losgetretenen Lawine den Umständen entsprechend im Zaum halten lassen. Martina Gromeier-Pautke, per E-Mail Unter Anklage Sollten der amerikanische Präsident und die Regierungschefs von Großbritannien und Spanien einen Angriffskrieg ohne eindeutiges Votum der UNO anzetteln, gehören sie umgehend vor dem neu gegründeten Internationalen Gerichtshof unter Anklage gestellt! G. Hornbostel, 22393 Hamburg Militärischer Druck Ob nun Krieg im Irak oder nicht, die ewigen Friedensbeschwörer des "alten Europa" sollen sich endlich darüber klar werden, dass ohne den steigenden militärischen Druck der USA Saddam Hussein keine einzige seiner Raketen zerstört hätte. Hier macht sich die westliche Friedensallianz etwas vor, auch weil einigen ihrer Mitglieder - Frankreich, Russland - aus eigenen Öllieferungsinteressen ein Sturz Husseins recht ungelegen käme. Dr. Ronald Lentz, 20255 Hamburg Waffenarsenal Zweifellos ist ein Diktator wie Saddam Hussein ein Übel. Ein viel größeres Übel aber ist der Präsident einer Großmacht, der sich in maßloser Selbstüberschätzung zum alleinigen Retter der Welt aufspielt. Er sitzt dabei auf dem größten Arsenal an Massenvernichtungswaffen aller Art und herrscht über eine Nation, die solche Waffen auch schon in einem Krieg eingesetzt hat. Zusätzlich ist er dabei, mit einem aberwitzigen Aufwand das Waffenarsenal noch erheblich zu vergrößern. Ja, es ist schon eine friedliebende Nation, die wir da zum "Verbündeten" haben. Michael Döring, Norderstedt Made in Germany? Wenn die US-amerikanischen Streitkräfte die Giftküchen Saddams aufgespürt haben, dann wird man sich im friedensbewegten Deutschland verwundert darüber die Augen reiben, dass die Apparaturen "made in Germany" sind. Wer dann die Augen nicht vor der Tatsache verschließt, dass die Ausfuhrgenehmigungen vom Bundesaußenministerium erteilt wurden, der wird sicher verstehen, weshalb die Herren Fischer und Schröder von Anfang an gegen eine Befreiung des Irak gewesen sind, und dass ihre Friedensbeteuerungen nichts anderes sind als der heuchlerische Versuch, das eigene politische Überleben auf dem Rücken des gepeinigten irakischen Volks noch einmal sicher zu stellen. Mathias Pregartbauer, 20097 Hamburg Telefonat Bezüglich der Irritationen zwischen den USA und Deutschland auf Grund der Irak-Krise haben unsere Verwandten in Florida in einem Telefongespräch eine bemerkenswerte Aussage gemacht. Sie hatten mit Freunden im Mai eine Reise nach Europa geplant. Auf unsere Frage, wann genau, sagte man uns: "Wir kommen nicht, wir geben unser Geld doch nicht nach Frankreich und Deutschland." Horst Sturm, per E-Mail Führende Macht Der Mann schert sich nicht um die Meinung der Völkergemeinschaft. Er setzt sich über höchste Bedenken der Vereinten Nationen hinweg. Er setzt rücksichtslos seine wirtschaftspolitischen Interessen durch. Er führt Krieg. Krieg gegen einen Staatschef, der ihm nicht passt. Und gegen den schon sein Vater Krieg führte. Er führt Krieg gegen den Willen der Vereinten Nationen. Er führt Krieg gegen das Völkerrecht. Gegen wen schickt er seine Soldaten als Nächstes in die Schlacht? Gegen jede Nation, die über Massenvernichtungswaffen verfügt? Dann auch bald gegen Nationen des "alten Europa"? Der Mann heißt George W. Bush. Er hat das Amt des Präsidenten derjenigen Nation inne, die sich nach ihrem Selbstverständnis gern als führende Militärmacht sieht. Und der Stärkere hat immer Recht!? Wer stoppt Dirty George? Klaus Bunse, Buchholz/Nordheide Wer ist schlimmer? Dass Saddam Hussein ein Lamm war, wird niemand ernsthaft behaupten wollen. Nach dem 17. März muss man sich allerdings fragen, wer ist schlimmer? Saddam oder Bush? Es ist wie beim Zauberlehrling; seinerzeit gegen den Iran und andere dunkle Mächte im Nahen Osten von den Amerikanern eingesetzt und mit Waffen geradezu überhäuft, wird er nun, da er seiner eigenen Wege geht, bekriegt und vernichtet. Die erschreckende Frage dabei ist jedoch die: Wird Amerika, heute noch Garant der Freiheit und der Demokratie, künftig allen, die den amerikanischen Way of Life nicht wollen, auf diese Weise entgegentreten? Entscheidet in Zukunft derjenige, der im Weißen Haus sitzt, was Gut und was Böse ist? Muss die Welt damit rechnen, dass jedes Land, jede Nation mit Krieg überzogen wird, sobald es sich nicht willfährig hinter die amerikanische Meinung stellt? Sind die nächsten Kriege bereits programmiert? Korea? Wer danach? Und warum? Karl-Peter Schrader, Ammersbek Moralmaßstäbe Die USA haben anscheinend sämtliche Moralmaßstäbe verloren und sind im Mittelalter gelandet: Da wird Friedensnobelpreisträger Bill Clinton wegen eines Spermaflecks auf dem falschen Kleid fast aus dem Amt gejagt; der angehende Völkerrechtsverletzer und Angriffskrieger Bush jedoch kann alle Gebote, auch das elfte, "Make love not war", unbehelligt ignorieren! Warum behütet Gott uns nicht vor solchen "wieder geborenen" Christen? Davon unabhängig ist Saddam ein Verbrecher! Martin A. Friedrich, Hamburg Machtzenit Präsident Bush schläft nur deshalb gut und hat keine seelischen Höllenqualen, weil er die reichsten und politisch mächtigsten Männer unter sich wähnt. Seine religiöse Vision hat auch weniger mit Gut und Böse zu tun als mit dem Interesse, die amerikanische Luxus- und Wohlstandsgesellschaft auf "Teufel komm raus" aufrechtzuerhalten. Mit Bush haben die USA ihren Machtzenit überschritten. Angelika Becker, Hoisdorf Den Geist nutzen Selbst wenn neben einer großen Zahl von Zivilisten, Kindern, Frauen und Unschuldigen im Irak auch viele amerikanische Soldaten ihr Leben lassen müssen, werden die USA wirtschaftlich erhebliche Gewinne aus diesem Krieg erzielen, den George W. Bush entgegen allen Beschlüssen des UNO-Sicherheitsrates und vieler weiterer Staaten losbrechen lässt. Er verändert und diktiert durch ständiges Nachschieben von Forderungen die Gründe für seinen Krieg, den wir auch noch bezahlen müssen. Ich halte Bush für einen Kriegsverbrecher, der unverzüglich nach Den Haag gehört - zur Verurteilung durch ein internationales Tribunal, zusammen mit Hussein und allen anderen Politikern, die ihn unterstützen. Und traurigerweise werden wir auch bei uns in Deutschland Leute für diese Anklagebank finden. Ich bleibe dabei: Krieg ist nie gerechtfertigt. Der Mensch kann seinen Geist nutzen - auch jeder Politiker. Ulf Porrmann, per E-Mail Fragen Warum lässt die Welt es sich gefallen, dass ein Verrückter über Leben und Tod der ganzen Welt entscheidet? Warum geht der Internationale Gerichtshof nicht gegen Bush vor? Warum wird nicht zum Boykott amerikanischer Produkte aufgerufen? Es nützt nichts, immer nur zu sagen, dass wir den Krieg verurteilen. Torsten Berger, per E-Mail Empört Hiermit möchte ich meine Empörung über den Angriff der Amerikaner ohne UN-Mandat kundtun. Ich habe noch keinen Menschen getroffen, der die Haltung der Amerikaner und Briten befürwortet. Mir tun die armen Kinder, Frauen und Männer im Irak Leid. Jens Stumpenhagen, Ahrensburg Der Abgang Ein Diktator wie Saddam wird wohl kaum so sang- und klanglos abtreten, wie ein Hitler es getan hat. Bevor er stirbt, wird er wohl alle Waffen einsetzen, die er hat, und das könnte schrecklich werden. Warum haben eigentlich die Inspektoren nicht die Waffen der irakischen Armee kontrolliert sowie Orte und nähere Umgebung der Truppen, wo sich die Massenvernichtungswaffen befinden können? Das wäre doch das Nächstliegende gewesen. Jürgen Schulz, Buchholz Überheblichkeit Es macht mich so wütend, mit welcher Überheblichkeit sich die Amerikaner über alles hinwegsetzen, was für uns alle wichtig ist. Es hätte sicher eine Möglichkeit gegeben, diesen Konflikt friedlich zu lösen. Das scheint die selbst ernannte "Friedenstaube" Bush wenig zu kümmern. Maren Jargsdorf, 22763 Hamburg Immer verwirrter Es ist Krieg, und ich verstehe nichts. Ich verstehe die Zusammenhänge nicht. Als mäßig politisch interessierter Mensch habe ich versucht, mir einen Überblick über die Geschichte des Geschehens zu verschaffen, lese Artikel aller möglichen Zeitungen. Mit verschiedensten Gesprächspartnern spreche ich über das Thema. Irgendwie bekomme ich das Gefühl, dass keiner so richtig Ahnung hat, alle plappern irgendetwas Aufgeschnapptes nach, wissen nicht fundiert Bescheid, lassen sich von oberflächlichen, durch die jeweiligen Medien gesteuerten Fakten in die eine oder andere Richtung lenken. Ich höre immer neue Meinungen, Informationsbrocken, Vermutungen, Vorurteile, Fakten, Unterstellungen und werde immer verwirrter. Dazu kommt, dass das Thema "Krieg gegen den Irak" stärkste Gefühle freisetzt: Angst vor Terror, Entsetzen über den Tod, Verachtung für den grausamen Diktator, Demütigung durch das Gefühl, einer Entscheidungs-Farce gefolgt zu sein, Ohnmacht und Wut gegenüber einer Person Bush, die unter dem Deckmantel des Glaubens "von Gott gewollte" Entscheidungen trifft. Karin Berlage, 22607 Hamburg Ein Albtraum Vor etwas mehr als einem Jahr dokumentierten viele Menschen ihr Mitgefühl, indem sie ein Extrablatt mit dem Foto der verwüsteten Türme in New York an ihre Autoscheiben klebten. You are not alone! New York, Djerba, Bali, Moskau, Indonesien, der Anfang eines vor allem neidmotivierten Feldzuges gegen andere Lebensarten, gegen andere Religionen, einbezogen die ungenierten Mordaufrufe faschistischer islamischer Religionsführer, alles schon vergessen? Ein in Inkompetenz ertrinkender Kanzler greift aus Machtgier nach dem Strohhalm eines opportunen Pazifismus. Das ist Populismus pur. Aus das Hirn, ein der "Bauch". Spätestens seit dem Gemetzel vor unserer "Haustür", in den Balkan-Kriegen, kann man eigentlich auch dem einfältigsten Wähler klar machen, was für eine menschenverachtende Einstellung dies auch sein kann. Vom einem ewigen Frieden zu träumen, den wir allerdings schon für zwei Generationen im Wesentlichen unseren Befreiern 1945 verdanken, oder für ihn zu protestieren, ist nun aber unbestreitbar ein Recht aller Bürger. Aber eine träumende Regierung, die nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Wohlfahrt ihrer Bürger aufs Spiel setzt, indem sie ohne Not mit an der Destabilisierung aller bisherigen politischen, wirtschaftlichen und militärischen Allianzen arbeitet, ist ein Albtraum. Rolf-Dieter Koch, 21075 Hamburg Wahre Freunde Wie kann Bush ohne UN-Mandat einen Krieg beginnen? Diese entsetzte Frage kann eine mögliche Antwort finden: Schon immer war es ein typisch amerikanisches Denken: Wir sind die Größten! - deswegen: Weltmacht. Und auch: Wir sind die Guten! - deswegen: Weltpolizist. Und nun anscheinend auch noch als logische Fortsetzung: Alles, was wir tun, ist gut! Dann braucht man auch kein Mandat, wozu noch? Auf die übrigen Völker - so weit sie nicht für den Krieg sind - wird gepfiffen. Da ist es nur noch ein kleiner Schritt hin bis zu einem "Welt-Diktierer", der nach Belieben in der Welt schaltet! Welch ein Albtraum! Und noch etwas: anscheinend sind "Freunde" nur so lange Freunde, wie sie nach dem Munde reden. Aber gerade wenn sich jemand verrennt, müssten dann nicht wahre Freunde klare Worte finden? Dann aber wird man unversehens in seltsame Ecken gestellt: in die "Fidel-Castro-Ecke" zum Beispiel. Wenn jemand "nur gut" ist, braucht er jemanden, auf den er seine Schatten projizieren kann, also einen Sündenbock. Da es die Russen so nicht mehr sind, könnten unversehens frühere Freunde deren Platz einnehmen. Dennoch: Um der Freundschaft willen sollten wir weiterhin klare Worte und beherzte Taten finden, die USA vor weiterem Verrennen zu warnen. Last not least: Sollte es zu einem schnellen Sieg kommen, würde vielleicht das mandatlose Vorgehen schneller vergessen werden. Aber nicht gerechtfertigt. Und die psychische Gefahr der Überheblichkeit über alle anderen Nationen würde dadurch ja eher noch wachsen. Klaus-Dieter Peter Bartning, Paar- und Familientherapeut, Bad Segeberg Gefährliche Isolation Der Feldzug der "Falken" ist eine Niederlage für Amerika. Kein Land ist unabhängig von seiner Umwelt. Alle Völker - seien sie für den Moment auch noch so stark und einflussreich - haben sich an feste Regeln zu halten, oder sie begeben sich in eine gefährliche Isolation. Diesen Zustand haben die USA trotz aller Dementi nunmehr erreicht. Die Kernaussagen der Bush-Administration stehen im Widerspruch zur Geschichte des eigenen Landes. Die Vereinigten Staaten haben über drei Jahrhunderte eine Außenpolitik gepflegt, die die Partnerschaft mit anderen Ländern im Geben und Nehmen suchte. John F. Kennedy formulierte Friedenspolitik beispielsweise mit den Worten: "Für den Frieden gibt es keinen einfachen Schlüssel, keine großartige oder magische Formel, die sich eine oder zwei Mächte aneignen können. Der echte Frieden muss das Produkt vieler Nationen sein, die Summe vieler Maßnahmen." Die Bush-Regierung hat eine Politik des Faustrechts an Stelle der alten, liberalen Grundzüge amerikanischer Außenpolitik gesetzt. Die USA befinden sich inmitten einer "(neo-)konservativen Revolution"; keiner mitfühlenden, wie es George Walker Bush im Präsidentenwahlkampf noch versprach, sondern einer mitreißenden, die keinen Platz für Widerspruch duldet. Ihr erstes Opfer ist der Irak. Rasmus Ph. Helt, per E-Mail Rückschritt Wenn man gegen Krieg ist, ist das keine Stellungnahme für Saddam Hussein. Aber es wird oft so getan. Das Motto "Wer nicht für mich ist, ist gegen mich" ist diktatorisch. Klingt schlicht nach Befehlston. George Bush sprach das so aus. Gegen diese Art Ton sind gerade wir Deutschen sehr empfindlich. Jeder Mensch muss abwägen. Er muss auch neutral sein dürfen. Als Wichtigstes erscheint mir: Dass zur Erreichung eines schwierigen Zieles im 21. Jahrhundert wieder auf Krieg und Gewalt zurückgegriffen wird, ist ein Rückschritt um mehrere Jahrhunderte. Zumal Ansätze zur Beseitigung verbotener Waffen im Irak klar erkennbar waren. Amerika wollte unbedingt diesen Krieg. Dass die Autorität der Vereinten Nationen einfach ignoriert wird, ist eine Sonderstellung, die sich kein Land anmaßen darf, das dieser Gemeinschaft angehört, sollen die gemeinsamen Verträge nicht zerstört und unwirksam gemacht werden. Amerika selbst, das in den vergangenen Jahrzehnten viel Gutes zum Schutz und zur Weiterentwicklung von Völkern geleistet hat, degradiert sich mit dieser Art des Vorgehens und wird sehr wahrscheinlich - trotz gewonnenen Öls - selbst am stärksten beschädigt aus dem ganzen Ablauf hervorgehen. Die USA können diese Behandlung der Völkergemeinschaft nicht durchhalten und werden ihr gesamtes Verhalten der übrigen Welt gegenüber ändern. Erich Bethmann, Norderstedt Leserbriefe geben die Meinung der Einsender wieder, nicht unbedingt die Meinung der Redaktion. Wir müssen uns sinnwahrende Kürzungen und orthografische Angleichungen vorbehalten. Das Abendblatt freut sich über jeden Beitrag, kann aber bei der Fülle der Zuschriften nicht jeden Brief drucken oder beantworten.