Der Bundestag bewilligt Millionen für unbemannte Drohnen. Washington kürzt Finanzhilfe nach Urteil gegen Arzt, der Osama Bin Laden verriet.

Hamburg. Ein neuer Streit belastet die ohnehin stark angespannten Beziehungen zwischen Pakistan und den Vereinigten Staaten. Der Bewilligungsausschuss des US-Senats hat die Finanzhilfe für das klamme Pakistan um 33 Millionen Dollar gekürzt. Diese Summe hat sich keineswegs zufällig ergeben: Sie ist eine unmissverständliche Reaktion der US-Regierung auf die Verurteilung eines pakistanischen Arztes zu 33 Jahren Haft. Der Mediziner Dr. Shakil Afridi hatte eine Schlüsselrolle bei der Aufspürung von Al-Qaida-Führer Osama Bin Laden gespielt, der im vergangenen Mai von einem Kommando der US-Navy-Seals im pakistanischen Abbottabad getötet worden war. Unter dem Deckmantel eines Impfprogramms hatte Afridi den US-Geheimdienst CIA mit DNS-Proben versorgt, mit deren Hilfe Bin Laden identifiziert werden konnte.

Pakistans Regierung ist wütend, weil die Navy Seals ohne Erlaubnis tief auf pakistanisches Territorium vorgedrungen waren. Washington hatte Islamabad über die Operation nicht informiert, da Teile des mächtigen Geheimdienstes ISI mit al-Qaida kooperierten. Ein Gericht in der Provinz Khyber in den Stammesgebieten hat den Arzt nun wegen Landesverrats zu 33 Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von umgerechnet 2700 Euro verurteilt. Falls er das Geld nicht zahle, verlängere sich die Haftzeit um dreieinhalb Jahre. Gemäß den archaischen Gesetzen der Stammesregion um Peschawar wurde Afridi, der im März von der Regierung aus dem Gesundheitsdienst entlassen worden war, keine Möglichkeit der juristischen Verteidigung oder der Vorladung von Entlastungszeugen eingeräumt.

US-Senator Richard Durbin, Mitglied des Bewilligungsausschusses, sagte: "Es ist ungeheuerlich, dass Pakistan einen Mann, der uns half Osama Bin Laden zu finden, einen Verräter nennt." Mehrere US-Senatoren und Abgeordnete haben Pakistan dafür scharf kritisiert; US-Außenministerin Hillary Clinton hat an Islamabad appelliert, Afridi freizulassen. Man werde die Sache nicht auf sich beruhen lassen.

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Ein weiterer Grund für die bilaterale Krise ist die US-Strategie der Kampfdrohneneinsätze gegen Taliban und al-Qaida auf pakistanischem Gebiet. Immer gibt es dabei auch zivile Opfer. Pakistan - offiziell Verbündeter der USA im Kampf gegen den Terrorismus - hat als Vergeltung die Nachschubrouten für westliche Konvois nach Afghanistan seit November blockiert, fordert doppelten Wegezoll und eine Entschuldigung der US-Regierung. Die Nato benötigt diese Routen auch für den geordneten Rückzug vom Hindukusch.

Obwohl auch die Bundeswehr 2014 abziehen wird, hat der Haushaltsausschuss des Bundestages noch mehr als 25 Millionen Euro für die Beschaffung von unbemannten "Super-Drohnen" bewilligt. Deutschland, die USA und elf weitere Staaten wollen die Hightech-Geräte zur Überwachung von Truppenbewegungen in Afghanistan nutzen.

Im Zusammenhang mit der Tötung Bin Ladens gerät US-Präsident Barack Obama jetzt in Bedrängnis. Die Republikaner werfen ihm vor, er habe der Regisseurin und Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow ungewöhnlich offenen Zugang zum Navy-Seals-Kommandozentrum und zu geheimen Details verschafft. Bigelow dreht über die Kommandoaktion den Film "Zero Dark Thirty". Er soll kurz vor den Präsidentenwahlen in den USA in die Kinos kommen und dürfte Obama politisch außerordentlich nützen.