Linkspartei stellt sich Streitfrage: Personeller Neuanfang oder doch wieder Oskar Lafontaine? Die Linke findet keine Lösung für Parteiführung.

Berlin/Köln. Die Linke streitet weiter über die Neubesetzung ihrer Parteispitze. Die Parteiführung und die Chefs der Landesverbände konnten sich in einer viereinhalbstündigen Sitzung nicht auf Dietmar Bartsch oder Oskar Lafontaine als neuen Bundesvorsitzenden einigen. Die stellvertretende Parteivorsitzende Katja Kipping brachte einen dritten Weg ohne Bartsch und Lafontaine ins Gespräch – vielleicht sogar mit zwei Frauen.

Vizefraktionschef Bartsch blieb am Dienstag bei seiner Kandidatur, der Ex-Parteivorsitzende Lafontaine behält sich weiter vor, seinen Hut in den Ring zu werfen. Eine Kampfkandidatur gegen Bartsch will der Saarländer aber nicht.

Der Vorsitzende der Linkspartei in Sachsen-Anhalt, Matthias Höhn, kündigte an, Bundesgeschäftsführer werden zu wollen. Der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung“ (Mittwoch) sagte er: "Ich bin bereit, als Bundesgeschäftsführer zu kandidieren. Ich will meinen Beitrag dazu leisten, dass wir in der Partei näher zusammen rücken und besser miteinander kommunizieren und solidarischer miteinander umgehen.“

Höhn machte sich zugleich für Dietmar Bartsch als neuen Bundesvorsitzenden stark. "Ich habe schon Ende letzten Jahres erklärt, dass ich seine Kandidatur unterstütze. Daran hat sich nichts geändert“, sagte Höhn der Zeitung.

Linkspartei-Chef Klaus Ernst sieht dagegen in seiner Partei eine klare Mehrheit für eine Kandidatur von Oskar Lafontaine für den Parteivorsitz. Wenn es eine Urabstimmung über diese Frage unter den Parteimitgliedern geben würde, würde diese einstimmig für Lafontaine ausgehen, sagte Ernst am Mittwoch im Deutschlandfunk. Er sei dankbar, dass Lafontaine sich "in dieser Situation der Partei“ nochmals für dieses Amt zur Verfügung stelle.

Wer die Partei "bewusst in eine Showdown-Situation führt“, schade ihr, sagte Parteivize Kipping. Inzwischen ist auch eine Doppelspitze mit zwei Frauen im Gespräch. Laut Satzung muss "mindestens“ eine Frau der Doppelspitze angehören. Nach dem Rücktritt der bisherigen Vorsitzenden Gesine Lötzsch aus familiären Gründen hat bisher noch keine Frau ihre Kandidatur für die Nachfolge erklärt.

Eigentlich wollte die Linke unmittelbar nach den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein (6. Mai) und Nordrhein-Westfalen (13. Mai) ihre Führungsfrage klären. Jetzt droht sie im Chaos zu versinken. Die Führungsdebatte soll nun zunächst auf Regionalkonferenzen und in Einzelgesprächen weitergeführt geführt werden. Parteichef Klaus Ernst will auch noch einmal zu einer Spitzenrunde einladen. Auf dem Parteitag in Göttingen am 2. und 3. Juni soll der neue Parteivorstand gewählt werden. (abendblatt.de/dpa/dapd)