Brezice. Die Zahl der Menschen, die aus Kroatien Slowenien erreichen, nimmt nicht ab. Ein Bericht aus der Grenzregion.

Es ist kurz vor Mitternacht am Donnertag, ein Tag an der slowenischen Grenze zu Kroatien geht zu Ende: Die Feuer lodern über Brezice, Temperaturen sinken, fünf Grad sind es noch, vielleicht sieben. Also haben die Menschen in Tonnen Holz und Gummimatten angezündet, um sich zu wärmen. Manche liegen auf der Wiese vor der Polizeistation, unter freiem Himmel. Sie haben nur Decken. Andere haben kleine Iglu-Zelte aufgeschlagen. Gerade kommt eine neue Gruppe an, 2000 Menschen sollen es sein. Sie sind müde, einige haben mehrere Nächte nicht schlafen können, hatten kaum etwas zu essen. Das berichten sowohl Flüchtlinge selbst als auch die Helfer vom Roten Kreuz.

12.000 Flüchtlinge kamen am Vortag

Die Polizisten versuchen, Ordnung in das Chaos zu bringen. Scheinwerferlicht leuchtet über die Wiese, die Beamten rufen mit Megafon Befehle. Die ankommenden Menschen sind geflohen aus Syrien, Irak, Afghanistan, Pakistan. Viele sind junge Männer, aber auch Frauen und Kinder sind unter ihnen. Jetzt stehen sie vor den Zelten, umkreist von Polizisten mit Helm und in Schutzkleidung. Und es kommen immer noch weitere Flüchtlinge nach.

Für Slowenien machen an diesem Abend Zahlen die Runde. 12.000 Menschen kamen am Vortag oft illegal über die grüne Grenze von Kroatien nach Slowenien, an diesem Donnerstag sollen es ebenso viele sein. Und morgen?

Hier auf der slowenischen Seite der Grenze heißt es, die Kroaten würden die Menschen einfach mit Bussen zur Grenze fahren, dann loslaufen lassen – und darauf warten, dass sich die Slowenen kümmern. Seitdem Ungarn seine Grenzen zu Serbien und Kroatien mit einem Stacheldrahtzaun dichtgemacht hat, ist das kleine Land das Nadelöhr der sogenannten Balkanroute, die Flüchtlinge aus den Kriegsregionen in Syrien oder Irak wählen. Hier an der slowenischen Grenze zu Kroatien haben die Behörden mehrere Lager eingerichtet. Sie alle sind vollkommen überfüllt. In Brezice fehlt es offenbar an Essen und Trinken, aber auch an Zelten und Decken, wie die Flüchtlinge berichten.

Immer wieder brennen Zelte

Am Mittwoch hatten im Lager in Brezice Zelte gebrannt. Flüchtlinge hätten sie aus Protest angezündet, sagt die Polizei. Hilfsorganisationen sagen dagegen, dass die Brände ein Unfall waren. Die Menschen mussten Feuer in den Zelten machen, um nicht zu frieren. Dann fingen die Stoffe Feuer.

Die Situation ist angespannt. Und deshalb sind offenbar auch die slowenischen Behörden daran interessiert, die Flüchtlinge möglichst schnell von der kroatischen Grenze durchzureichen in Richtung Österreich. Am Donnerstagabend starteten Dutzende Busse und auch ein Zug, um Tausende Flüchtlinge an die Grenze zu Österreich zu transportieren.

Wie Slowenien bereits zuvor, forderte auch Kroatien EU-Hilfe an, berichteten Medien. Gebraucht würden vor allem Decken, wintertaugliche Zelte, Betten und Container.