Zwei Männer wurden festgenommen. Unklar ist, ob der Fall in Zusammenhang mit den Terroranschlägen steht. Unterdessen hat die Polizei Hinweise auf einen weiteren Terrorhelfer gefunden.

Paris/Berlin. Ein Autofahrer hat in der Nacht zu Donnerstag in Paris eine Polizistin vor dem Regierungssitz von Präsident Francois Hollande angefahren und verletzt. Wie französische Medien berichten, soll das Auto in entgegen gesetzter Richtung in einer Einbahnstraße gefahren sein. Zwei Männer seien festgenommen worden. Ob der Fall in Verbindung zu den jüngsten Terroranschlägen steht, war zunächst unklar.

Unterdessen sind die Ermittler in einem vom Dschihadisten Amedy Coulibaly gemieteten Haus auf gehortete Waffen gestoßen. Das kleine Haus in einer ruhigen Straße des Pariser Vorortes Gentilly habe der Täter eine Woche vor seiner Geiselnahme in einem jüdischen Lebensmittelladen angemietet und dafür genutzt, um ein erhebliches Arsenal an Waffen zu verstecken, hieß es in einem Polizeibericht. Eine Durchsuchung habe den Ermittlern ermöglicht, einen mutmaßlichen vierten Attentäter zu identifizieren, berichtete die Zeitung „Le Parisien“.

Coulibaly hatte nach der Attacke von Said und Chérif Kouachi auf die Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in dem koscheren Geschäft Geiseln genommen und vier von ihnen umgebracht. Wie die Kouachi-Brüder wurde er von der Polizei getötet. Rund sechs Mitglieder einer radikalislamistischen Terrorzelle sollen nach Informationen der Nachrichtenagentur AP auf der Flucht sein.

Die französische Polizei wollte nicht bekanntgeben, was sie im Inneren des Hauses in Gentilly südlich von Paris gefunden habe. „Le Parisien“ berichtete, Ermittler und Anti-Terror-Spezialisten hätten einen Motorroller sichergestellt, durch den „ein vierter Mann“ identifiziert werden konnte, der möglicherweise Coulibalys Komplize gewesen sei.

Die Zeitung machte keine Angaben zur Identität des Verdächtigen, schrieb jedoch, dass er am 7. Januar - dem Tag des Anschlags mit zwölf Toten auf die „Charlie Hebdo“-Redaktion - im nahe gelegenen Fontenay-aux-Roses einen Jogger angeschossen und schwer verwundet habe. „Der vierte Mann“ habe ein ausgiebiges Vorstrafenregister, könne in die Attacken in Paris involviert gewesen und möglicherweise nach Syrien geflüchtet sein, schrieb das Blatt. Dort hält sich laut Angaben von türkischen Behördenvertretern auch Coulibalys Ehefrau, die ebenfalls Verdächtige Hayat Boumeddiene, auf.

„Wir befinden uns wirklich im Krieg“

Die Polizei habe „einige extrem gefährliche Leute, Männer und Frauen“ ins Visier genommen, sagte der Sprecher der französischen Polizeiunion, Christophe Crepin. „Wir befinden uns wirklich im Krieg.“ Er ging davon aus, dass die Attentäter nicht über die Mittel verfügt hätten, um die Anschläge von sich aus zu finanzieren. Sie hatten allein etliche Waffen bei sich und mussten für ihren Lebensunterhalt und angemietete Objekte wie das Haus in Gentilly aufkommen, wie Crepin sagte. „Wir haben es mit einem gut organisierten, mafiösen Gebilde zu tun.“

Als ein AP-Reporter das Haus in Gentilly in dieser Woche besuchte, berichteten Nachbarn davon, dass sie nichts Außergewöhnliches bemerkt hätten. Coulibaly sei regelmäßig im lokalen Kraftraum aufgetaucht.

Während sich Coulibaly zu der Terrormiliz Islamischer Staat bekannt hatte, handelten die Kouachi-Brüder im Auftrag der Gruppierung Al-Kaida im Jemen (AQAP). Diese hatte am Mittwoch die Verantwortung für den Anschlag auf „Charlie Hebdo“ übernommen.

Bundestag gedenkt der Terroropfer von Paris

Derweil erinnert der Bundestag am Donnerstag an die 17 Opfer der Terroranschläge von Paris. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) wird dazu eine Rede halten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird eine Regierungserklärung abgeben. Im Anschluss debattiert das Parlament über die Folgen des Terrors.

Zu den Todesopfern gehören neben mehreren Redakteuren der Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“, drei Polizisten und vier jüdische Geiseln. Die Polizei erschoss die mutmaßlichen Attentäter. Zu dem Anschlag auf das Satireblatt hat sich inzwischen die Terrororganisation al-Qaida auf der arabischen Halbinsel (AQAP) bekannt.