Trauer, Wut und Anteilnahme nach barbarischer Attacke. Verdächtige Brüder auf der Flucht. Hamburg flaggt halbmast

Paris/Berlin. Am Tag nach dem Terroranschlag auf das Pariser Satiremagazin „Charlie Hebdo“ hat Frankreich mit einer Schweigeminute der zwölf Toten gedacht. Im ganzen Land versammelten sich die Menschen um zwölf Uhr auf öffentlichen Plätzen, viele legten ihre Hand auf das Herz. Staatspräsident François Hollande, der einen nationalen Trauertag deklariert hatte, nahm an einer Gedenkzeremonie im Hof der Polizeipräfektur in Paris teil. In Schulen, Büros und sogar im sozialen Netzwerk Twitter wurde eine Minute geschwiegen.

Auch im Ausland hielten die Menschen eine Schweigeminute ab, in Ämtern, Schulen und Redaktionen. Oftmals trugen die Trauernden Schilder „Je suis Charlie“ („Ich bin Charlie“). Vertreter aller Religionen warnten davor, jetzt Islam und Terrorismus gleichzusetzen. Auf öffentlichen Gebäuden in Berlin, Hamburg und anderen Orten wehten Fahnen auf halbmast.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gedachte in der französischen Botschaft in Berlin der Opfer und trug sich in ein Kondolenzbuch ein. „Unser Mitgefühl gilt den Bürgerinnen und Bürgern Frankreichs, besonders den Opfern dieses barbarischen Anschlags“, schrieb Merkel. „Gemeinsam werden Deutschland und Frankreich unsere Werte der Freiheit und der Demokratie verteidigen.“ Pressefreiheit sei ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften, fügte Merkel hinzu. „Wir werden alles tun, sie zu schützen.“

Die französische Polizei konzentrierte sich bei der Suche nach den beiden Tätern auf das nordöstliche Umland von Paris. In dem Gebiet zog die Polizei Eliteeinheiten zusammen. In der Region rund 80 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt sei ein Auto entdeckt worden, das die beiden Verdächtigen zuvor als Fluchtwagen benutzt hätten, hieß es aus Kreisen der Ermittler. Der 32-jährige Chérif Kouachi und sein 34-jähriger Bruder Saïd waren zuvor in einem grauen Clio gesichtet worden. Der Betreiber einer Tankstelle in der Nähe von Villers-Côtterets habe die beiden „eindeutig erkannt“. „Die beiden Männer sind vermummt, mit Kalaschnikow und anscheinend mit Raketenwerfern“ ausgerüstet, hieß es weiter. In einem anderen Auto, das kurz nach der Tat in Paris zurückgelassen worden war, wurden nach Angaben der Ermittler zwei dschihadistische Flaggen und ein Dutzend Molotowcocktails gefunden. Am Abend dehnte die französische Regierung die höchste Terrorwarnstufe vom Großraum Paris auf die Region Picardie aus.

Die beiden Brüder stammen aus Paris und haben die französische Staatsbürgerschaft. Ob sie in einem Terrorcamp eine militärische Ausbildung erhielten, ist noch nicht klar. Sie wurden allerdings überwacht, weil sie offenbar Terrorkreisen nahestanden. Dabei habe es allerdings keinerlei Hinweise auf einen Terrorakt gegeben, gegen die Männer habe es auch kein juristisches Verfahren gegeben, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve. „Wir treffen hundertprozentig Vorsichtsmaßnahmen, ein Nullrisiko gibt es aber nicht.“ Im Zusammenhang mit dem Anschlag wurden sieben Verdächtige festgenommen. Aus Justizkreisen hieß es, es handele sich um Frauen und Männer, die den Attentätern nahestünden. Ein möglicher Komplize, der 18-jährige Hamyd Mourad, stellte sich der Polizei. Für weitere Aufregung sorgte ein Angriff im Vorort Montrouge am Südrand von Paris. Dort schoss ein Mann mit einem Schnellfeuergewehr um sich, eine Polizistin starb. Die Ermittlungen werden der Anti-Terrorismus-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übergeben.

Die rechtsextreme Politikerin Marine Le Pen bekräftigte ihre Forderung nach einer Einführung der Todesstrafe. Die Vorsitzende der Partei Front National sagte, nur so könnten „die abscheulichsten Verbrechen“ geahndet werden.

Am Sonntag ist in Paris ein internationales Treffen zum Kampf gegen den Terrorismus geplant. US-Justizminister Eric Holder soll an den vom französischen Innenminister Bernard Cazeneuve anberaumten Gesprächen teilnehmen. Dabei soll es um die Bedrohung durch ausländische Kämpfer gehen, die sich Dschihadisten in Syrien und im Irak angeschlossen haben.