Fünf Jahrzehnte nach dem Beginn des Reformkonzils der katholischen Kirche hat Papst Benedikt XVI. ein „Jahr des Glaubens“ eröffnet.

Rom. Mit einer feierlichen Messe auf dem Peterplatz in Rom hat Papst Benedikt XVI. am Donnerstag das „Jahr des Glaubens“ eröffnet. Es startet bewusst 50 Jahre nach dem Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils und soll den Glauben in der Welt stärken. Benedikt XVI. will damit ein Zeichen setzen – gegen zunehmende Verweltlichung und Orientierungslosigkeit.

Es gehe darum, „jene positive Spannung, jenes tiefe Verlangen, Christus dem Menschen unserer Zeit erneut zu verkünden, wieder zu beleben“, sagte der Papst mit Blick auf den Aufbruch vor 50 Jahren. Auch eine Bischofssynode befasst sich derzeit in Rom mit der Neuevangelisierung – der Frage, wie die Menschen insbesondere in den Industrieländern wieder mehr an die Kirche gebunden werden können.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sagte, er erhoffe sich vom „Jahr des Glaubens“ eine neue Strahlkraft in die Gesellschaft hinein. „Wir haben als Katholiken der Welt von heute Entscheidendes zu sagen“, sagte Zollitsch am Rande der Synode. „Wir müssen den Glauben neu wagen.“

Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ forderte einen offenen Dialog. „Das „Jahr des Glaubens“ muss auch ein Jahr des Dialogs werden“, sagte ihr Sprecher Christian Weisner. Das Zweite Vatikanische Konzil habe eine grundlegende Erneuerung der Kirche angestoßen, in ihren internen Strukturen und in ihrer Beziehung zur Welt. „Das alles muss jetzt endlich auch verwirklicht werden.“ Das „Jahr des Glaubens“ werde keinen Erfolg bringen, wenn es eine reine Belehrung mit dem Katechismus bleibe. Es gehe um konkrete Fragen wie die Ehelosigkeit der Priester, die Wiederverheiratung oder Homosexualität.

Der Papst sagte, das Zweite Vatikanische Konzil sei durchdrungen gewesen von dem Wunsch, sich „neu in das christliche Mysterium zu vertiefen, um es dem Menschen von heute wieder wirksam vortragen zu können“. „Die Konzilsväter wollten den Glauben wieder wirkungsvoll präsentieren; und wenn sie sich zuversichtlich dem Dialog mit der modernen Welt öffneten, so geschah dies, weil sie sich ihres Glaubens, des sicheren Felsens, auf dem sie standen, sicher waren. In den darauffolgenden Jahren haben hingegen viele die herrschende Mentalität ohne Unterscheidungsvermögen angenommen und die Fundamente des depositum fidei (das Glaubensgut) selbst in Frage gestellt, die sie leider in ihrer Wahrheit nicht mehr als geeignet empfanden.“