Türkische Kampfjets fingen das Flugzeug auf dem Weg nach Damaskus ab. Verdacht auf Waffenschmuggel aus Moskau.

Die türkische Luftwaffe hat am Mittwoch eine syrische Passagiermaschine in Ankara zur Landung gezwungen. Mehrere Kampfjets vom Typ F-16 hätten den Airbus beim Eintritt in den türkischen Luftraum abgefangen und zum Flughafen der Hauptstadt eskortiert, meldete der staatliche Fernsehsender TRT.

Es habe der Verdacht bestanden, dass in der aus Moskau kommenden Maschine mit 35 Passagieren an Bord schwere Waffen nach Damaskus gebracht werden sollten. Das türkische Außenministerium bestätigte den Vorfall und teilte mit, Beamte würden das Flugzeug durchsuchen.

Russland ist der wichtigste Waffenlieferant des Regimes von Präsident Baschar al-Assad. Die Türkei beherbergt aktuell einen großen Teil der syrischen Opposition.

Türkei und USA verstärken Druck auf Assad

Die Türkei und die USA haben unterdessen den Druck auf das Assad-Regime erhöht: Der türkische Generalstabschef Necdet Özel kündigte am Mittwoch an, sein Land werde auf weiteren Beschuss aus Syrien mit einem verschärften Militäreinsatz reagieren.

„Wir haben reagiert und wenn (der Beschuss) weitergeht, werden wir mit mehr Gewalt reagieren“, sagte Özel laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Dogan mit Blick auf den Zwischenfall im türkischen Grenzdorf Akcakale. Dort kostete ein Granateneinschlag aus Syrien in der vergangenen Woche fünf Menschen das Leben. Seitdem kam es wiederholt zu Artillerieeinsätzen und Granatenbeschuss über die Grenze hinweg. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, einer der schärfsten Kritiker des Regimes in Damaskus, bezeichnete Syrien unterdessen als „blutendes Herz der Menschheit und der gesamten islamischen Welt“.

Die amerikanische Regierung habe Soldaten an die jordanisch-syrische Grenze geschickt, die den Bau eines Hauptquartiers in Jordanien unterstützten, sagte US-Verteidigungsminister Panetta auf einer Konferenz der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel. Die USA kooperierten außerdem mit Jordanien, um Arsenale chemischer und biologischer Waffen in Syrien zu überwachen und Flüchtlinge aus Syrien zu unterstützen. Pentagon-Sprecher George Little erklärte ebenfalls in Brüssel, die USA und Jordanien hätten sich darauf verständigt, dass eine verstärkte Kooperation notwendig sei, um auf die Konsequenzen der Brutalität des syrischen Regimes zu reagieren.

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière erklärte in Brüssel: „Alle Seiten sind gut beraten, besonnen zu reagieren und nicht weiter zu eskalieren.“

Rückendeckung der Nato für die Türkei

Die Nato hatte Ankara am Dienstag demonstrativ Rückendeckung für den Fall einer weiteren Eskalation im türkisch-syrischen Grenzkonflikt zugesagt. „Wir haben alle notwendigen Pläne bereitliegen, um die Türkei zu schützen und zu verteidigen“, sagte Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen beim Treffen der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel. „Wir hoffen aber, dass dies nicht notwendig sein wird.“

Syrische Aktivisten erklärten unterdessen, die Rebelleneinheiten der Freien Syrischen Armee (FSA) hätten die strategisch wichtige Stadt Maaret al Numan übernommen. Die Stadt liegt entlang der Hauptstraße, die Homs im Zentrum des Landes mit Aleppo im Norden und der Hauptstadt Damaskus verbindet. Allerdings werde weiterhin um die Stadt gekämpft, sagte der Aktivist Fadi Jassin.

Die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete von Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungstruppen nahe der Stadt Asmarin in der Provinz Idlib. In Asmarin, unweit der türkischen Grenze, seien die Menschen aus ihren Häusern geflohen. Einige von ihnen versuchten, in Ruderbooten über den Grenzfluss Orontes in die Türkei zu gelangen.

In der türkischen Provinz Hatay seien Explosionen und Schüsse zu hören, die aus der Region um Asmarin kämen, berichtete der Fernsehsender NTV. Demnach lieferten sich Aufständische Gefechte mit rund 500 Soldaten der syrischen Regierung. Mindestens 100 Rebellen seien verletzt worden. Einige von ihnen seien zur Behandlung in die Türkei gebracht worden, hieß es.

Der syrische Präsident Assad ernannte nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur SANA vom Mittwoch unterdessen einen neuen syrischen Botschafter im Irak. Sattam Dschadaan al Dandah werde das Amt übernehmen, hieß es. Sein Vorgänger hatte sich im Juli von Assads Regierung losgesagt.