Syrische Armee hat Aufständische aus mehreren Bezirken von Damaskus vertrieben. Die Rebellen nahmen mehrere Grenzübergänge ein.

Im blutigen Bürgerkrieg in Syrien greift die Armee nach einem Bericht von Amnesty International rücksichtslos und teils auch wahllos Zivilisten an. Die Internationale Gemeinschaft müsse dem Regime deutlicher als bisher damit drohen, dass sich Kriegsverbrecher später vor dem Internationalen Strafgerichtshof dafür verantworten müssten, forderte die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch.

Streitkräfte der Regierung bombardierten mittlerweile „routinemäßig“ Kleinstädte und Dörfer in Gebieten, in denen sie von der Opposition zurückgedrängt worden seien, berichtete eine Amnesty-Mitarbeiterin. Sie schilderte zahlreiche Fälle, in denen Kinder und Erwachsene getötet wurden, während sie zum Beispiel um Brot anstanden. Auch spielende Kinder und flüchtende Menschen seien getötet worden.

Alleine bei den von Amnesty in der ersten Hälfte des Septembers im Norden Syriens selbst beobachteten Angriffen seien insgesamt 166 Zivilisten umgekommen, darunter 48 Kinder. Hunderte Menschen seien bei Attacken auf die rund 26 Orte verletzt worden. Die syrische Opposition geht davon aus, dass seit Beginn des Aufstandes gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad vor eineinhalb Jahren mehr als 30 000 Menschen getötet wurden.

Syrische Rebellen brachten unterdessen einen weiteren Grenzübergang zur Türkei unter ihre Kontrolle. Nach Kämpfen vertrieben die Aufständischen am Mittwoch die Soldaten der Regierungstruppen aus den Gebäuden des Grenzpostens Tell al-Abjad, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Sie holten die syrische Fahne ein und rissen Bilder des Gewaltherrschers von den Wänden. Verletzte Kämpfer wurden in die Türkei gebracht.

Seit dem Vortag hatte es heftige Kämpfe auch bis unmittelbar an die türkische Grenze gegeben. In dem türkischen Grenzdorf Akcakale waren am Dienstag drei Menschen von Schüssen verletzt worden, darunter ein kleines Kind. Am Mittwoch hatten die Behörden die Schulen geschlossen und die Einwohner aufgefordert, in sicherer Deckung zu bleiben.

Den syrischen Regierungstruppen gelang es derweil, die Aufständischen aus einigen Vierteln von Damaskus vertrieben. Das meldeten Oppositionelle und die staatlichen Medien übereinstimmend. Während die Nachrichtenagentur Sana über Erfolge im Kampf gegen „bewaffnete Terroristen“ schrieb, berichteten die Aktivisten, die Aufständischen hätten sich nach Kämpfen und Artilleriebeschuss aus dem Viertel Al-Hadschr Al-Aswad zurückgezogen. Im Stadtteil Dschobar wurden nach Angaben der Opposition 20 Leichen von Männern gefunden, die öffentlich hingerichtet worden waren. Landesweit zählten die Aktivisten 60 Tote, davon alleine 39 in Damaskus und Umgebung.