Das ägyptische Militär findet sich mit der Entlassung seiner Spitzen durch den Präsidenten ab. Kehrt die Politik jetzt zur Tagesordnung zurück?

Kairo. Das ägyptische Militär findet sich mit der Entlassung seiner Spitzen durch den islamistischen Staatspräsidenten Mohammed Mursi ab. „Wir haben die Macht, wie zuvor versprochen, dem auf legitime Weise gewählten Präsidenten übergeben“, sagte der Marine-General Mohab Mamisch am Dienstag der Tageszeitung „Al-Masry Al-Youm“. Bereits einen Tag zuvor hatte der zuvor politisch bestimmende Oberste Militärrat in einer Erklärung festgehalten: „Der Austausch von führenden Militärs ist eine natürliche Angelegenheit.“ Die Streitkräfte hätten dem Land nie Probleme verursacht.

„Wir haben für uns selbst nie die Macht beansprucht“, führte Mamisch in dem Zeitungsinterview weiter aus. „Das ist alles ein Medien-Hype.“ General Mamisch, bisher Kommandeur der ägyptischen Kriegsmarine und Mitglied des Militärrates, wurde von Mursi zum Generaldirektor der Suezkanal-Verwaltung ernannt. Er gehört damit eher zu den Gewinnern der Mursi-Aktion. Über die tiefgreifenden Entscheidungen Mursis sei der Militärrat vorab nicht informiert worden. Dennoch bestünden keine Konflikte zwischen den Streitkräften und dem Präsidenten, beteuerte Mamisch.

+++ Präsident Mursi festigt seine Macht in Ägypten +++

Mursi hatte am Sonntag überraschend den bisherigen Armeekommandeur und Verteidigungsminister Mohammed Hussein Tantawi sowie den Generalstabschef Sami Anan aus ihren Ämtern entlassen. Zugleich zog er mit einer neuen Verfassungserklärung zahlreiche Vollmachten an sich, die ihm der bisher mitregierende Militärrat im Juni entzogen hatte.

Wie Mamisch in dem Zeitungsinterview behauptete, hatte der 76-jährige Tantawi angeblich selbst den Wunsch, in Rente zu gehen, nachdem er „der Nation gedient und Stabilität und Sicherheit der Bürger gewährleistet“ habe.

Tatsächlich hatte Mursis Griff nach der ganzen Macht im Staat Ägyptens Öffentlichkeit zunächst überrascht und teilweise sogar schockiert. Doch als wenige Stunden später keine Panzer durch Kairo rasselten und auch keine Putschgerüchte aufkamen, ging die Politik wieder zur Tagesordnung über.

Kommentatoren attestierten Mursi großes Geschick und Intelligenz im Umgang mit den Generälen – bei seinem Amtsantritt Ende Juni war das Verhältnis noch von Spannungen und gegenseitigem Misstrauen überschattet. Tantawi und Generalstabschef Anan wurden im Abgang mit hohen Orden und Beraterfunktionen entlohnt. Marinechef Mamisch erhielt mit der Suezkanal-Verwaltung eine der lukrativsten Pfründe, die das Land für aus dem Dienst scheidende Top-Militärs bereithält.

Zu Tantawis Nachfolger bestellte Mursi mit dem bisherigen Chef des Militärgeheimdienstes, Abdel Fattah al-Sisi, einen Mann, der die Dossier seiner Generalstabs-Kameraden genau kennt.

(dpa)