Pentagon räumt Folter durch Geheimagenten ein. Bush verteidigt die Methoden gegenüber Terrorverdächtigen.

Hamburg/Washington. Seinen Optimismus hat George W. Bush noch immer nicht verloren. Wenige Tage vor seinem Abschied als wohl unpopulärster Präsident der jüngeren amerikanischen Epoche meinte der Texaner trotzig, die Geschichte werde ihn beurteilen und dann einen besseren Blick auf seine Amtszeit haben als die Zeitgenossen. Noch immer werde Amerika von der Welt bewundert und geliebt - trotz der Kritik seitens der "europäischen Eliten".

Drei seiner treuesten Verbündeten zeichnete Bush noch rasch mit der höchsten zivilen Auszeichnung aus, die Amerika zu vergeben hat - der Freiheitsmedaille. Der frühere britische Premier Tony Blair und Australiens Ex-Regierungschef John Howard hatten Bush mit Truppen im Irak unterstützt, Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe ist Bushs engster Verbündeter in Lateinamerika gewesen.

Die ungebeugte Haltung, die Bush bereits am Vortag in seiner letzten Pressekonferenz gezeigt hatte, legte er auch in einem Interview mit dem US-Talkmaster Larry King an den Tag. So verteidigte er die umstrittenen Verhörmethoden der US-Geheimdienste in den Haftanstalten Abu Ghraib im Irak und Guantanamo auf Kuba und meinte, er "fühle sich wohl" angesichts der dort angewandten Methoden.

Da traf es sich vielleicht etwas ungünstig, dass eine hochrangige Vertreterin der Bush-Regierung, die frühere Richterin und Chefin der Militärtribunale in Guantanamo, Susan Crawford, die Anwendung von Folter zumindest im Fall des saudischen Häftlings Mohammed al-Katani einräumte. Bei den Methoden ging es um simuliertes Ertränken (Waterboarding), Schläge, Fesseln in unbequemen Stellungen, 20-stündige Verhöre, nackt Ausziehen vor Frauen, das Anziehen von BH und Tanga - Letzterer über den Kopf - sowie Kälte. "Wir haben Katani gefoltert", sagte Crawford. Geläutert verlassen die Insassen das Institut offenbar nicht: Wie Pentagon-Sprecher Geoff Morell mitteilte, seien 61 ehemalige Häftlinge von Guantanamo gleich nach der Freilassung wieder zum Terrorismus zurückgekehrt. Einer, den George W. Bush noch zu gern in Guantanamo sehen würde, ist Al-Qaida-Führer Osama Bin Laden. Er sei absolut sicher, dass Bin Laden "früher oder später" gefangen werde, meint Bush.

Barack Obama hingegen hat Probleme mit seinem designierten Finanzminister - und wird ihn zum Amtsantritt am 20. Januar nicht an seiner Seite haben. Der hochgelobte Kandidat Timothy Geithner hat offenbar jahrelang eine Immigrantin ohne gültige Aufenthaltserlaubnis als Haushälterin angestellt und 30 000 Dollar zu wenig Steuern gezahlt. Den Großteil des Betrags zahlte Geithner nach, noch bevor er im November für das Ministeramt bestimmt wurde. Dennoch wurde die Senatsanhörung für seine Amtsbestätigung deswegen auf den 21. Januar verschoben.