Er schmuggelte die Bombe an Bord von PanAm 103. Jetzt hat er Krebs im Endstadium, und die schottische Regierung begnadigte den inhaftierten Libyer Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi.

Edinburgh/Hamburg. US-Außenministerin Hillary Clinton warnte, Angehörige von Opfern protestierten. Dennoch kommt der todkranke Lockerbie-Attentäter vorzeitig aus dem Gefängnis frei. Gnade für den Gnadenlosen: Der schottische Justizminister Kenny MacAskill begnadigte den Libyer Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi, weil er an Prostatakrebs im Endstadium leidet. Al-Megrahi werde nur noch wenige Monate leben, begründete MacAskill seine Entscheidung. Die Krankheit sei „unheilbar“. Al-Megrahi steh nun vor der „Strafe einer höheren Gewalt“, sagte der Minister, „er wird bald sterben.“

Der 57 Jahre alte Libyer war 2001 wegen des Terroranschlags auf eine Maschine der US-Fluggesellschaft PanAm über dem schottischen Ort Lockerbie lebenslanger Haft verurteilt worden. Bei dem Anschlag im Dezember 1988 kamen 270 Menschen ums Leben, vor allem Amerikaner. Al-Megrahi sollte noch am Donnerstag von Glasgow nach Libyen geflogen werden. Dort wird er nach Medienberichten von dem libyschen Revolutionsführer Muammar el-Gaddafi empfangen.

Al-Megrahi saß damit acht Jahre seiner Strafe in Schottland ab. Er war der Einzige, der für das Attentat verurteilt wurde. Er hatte am Dienstag eine Berufung zurückgezogen und damit den Weg für seine Überlieferung nach Libyen frei gemacht.

Am Abend des 21. Dezember 1988 hatte Bombe die Boeing 747 der PanAm mit der Flugnummer 103 zerrissen. Die Maschine war auf dem Flug von London nach New York. Alle 259 Insassen und 11 Bewohner des schottischen Ortes Lockerbie starben. Die Trümmer der „Maid of the Seas“ wurden aus etwa 10 000 Meter Höhe über viele Kilometer verstreut. Für die USA und Großbritannien war rasch klar, dass Libyen in den Fall verwickelt ist. Der libysche Geheimdienst soll den Koffer mit der Bombe von Malta über Frankfurt/Main an Bord der Maschine geschmuggelt haben.

Zum Prozess kam es erst nach jahrelangen internationalen Verhandlungen. Gut zwölf Jahre nach dem Terroranschlag wurde der Libyer Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi im Januar 2001 zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht stützte sich auf Indizien und Zeugenaussagen, wonach er den Bombenkoffer aufgegeben hatte. Ein zweiter Angeklagter kam frei. Der libysche Revolutionsführer Muammar el-Gaddafi lieferte seine Landsleute erst aus, nachdem man sich auf die Niederlande als Prozessort geeinigt hatte. Die libysche Führung erklärte sich im April 2003 für den Anschlag verantwortlich und sagte hohe Entschädigungszahlungen für die Hinterbliebenen zu.