Mit dem Segen von Barack Obama reiste der frühere US-Präsident in die Höhle des Atom-Löwen. Das Treffen mit Kim macht Hoffnung.

Pjöngjang/Seoul/Washington. Es war fast ein historisches Treffen, das sich in der Sommerschwüle der Atom-Diktatur Nordkorea abspielte. Der frühere amerikanische Präsident Bill Clinton ist bei seinem Überraschungsbesuch in Pjöngjang auch mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il zusammengetroffen. Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf die staatlichen Medien des kommunistischen Nachbarn berichtete, überbrachte Clinton dabei eine mündliche Botschaft von US-Präsident Barack Obama. Das Weiße Haus dementierte das energisch. In den Berichten aus Südkorea hieß es, während eines Abendessens im Gästehaus der nordkoreanischen Führung hätten Kim und Clinton einen „breiten Fächer von Themen“ angesprochen.

Stunden zuvor war Clinton in Pjöngjang eingetroffen – wie es hieß, um die Freilassung zweier inhaftierter amerikanischer Journalistinnen zu erreichen. Der 62-Jährige, Ehemann von US-Außenministerin Hillary Clinton, wurde bei seiner Ankunft auf dem Flughafen von hohen nordkoreanischen Regierungsvertretern begrüßt. Auch das nordkoreanische Staatsfernsehen berichtete darüber.

Die Regierung in Washington sprach von einer „ausschließlich privaten“ Reise zur Freilassung der seit fünf Monaten festgehaltenen Frauen. Es wurden keinerlei Einzelheiten – beispielsweise zur Dauer des Besuchs – mitgeteilt. „Wir wollen den Erfolg der Mission des früheren Präsidenten Clinton nicht gefährden“, teilte das Weiße Haus mit.

Die beiden amerikanischen Journalistinnen Laura Ling und Euna Lee waren Mitte März nahe der chinesisch-nordkoreanischen Grenze ergriffen worden, während sie über nordkoreanische Flüchtlinge berichteten. Sie wurden wegen „schweren Verbrechens gegen die koreanische Nation und illegalen Grenzübertritts“ zu jeweils zwölf Jahren Arbeitslager verurteilt. Die beiden Frauen arbeiten für die Mediengruppe Current TV in San Francisco, die vom früheren Vize- Präsidenten Al Gore mitbegründet worden ist, der Clintons Stellvertreter im Weißen Haus war. Kreise in Südkorea gehen davon aus, dass Nordkorea und die USA seit Wochen intensiv über den Fall verhandeln.

US-Medien berichteten, die Regierung versuche die Bemühungen um die Freilassung der Reporterinnen und den Streit um das nordkoreanische Atomprogramm strikt zu trennen. Dagegen ist nach südkoreanischen Informationen mit dem Besuch auch die Hoffnung verknüpft, neue Bewegung in den festgefahrenen Konflikt zu bringen und die Sechs-Parteien-Gespräche zu beleben.

Clinton wurde auf dem Flughafen unter anderem von Vize- Außenminister Kim Kye-Gwan begrüßt, dem nordkoreanischen Verhandlungsführer bei den Atomgesprächen, berichtete das Staatsfernsehen des kommunistischen Landes. „Unsere Kinder empfingen Herrn Clinton mit Blumen“, hieß es im nordkoreanischen TV. Ein Sprecher der regierenden Arbeiterpartei sprach von einem „humanitären Ereignis“ zur Freilassung der beiden Amerikanerinnen.

Das Regime in Pjöngjang hatte im April seinen unwiderruflichen Rückzug von den Gesprächen über den Abbau seines Atomwaffenprogramms erklärt. Das kommunistische Land reagierte damit auf die Verurteilung des Starts einer nordkoreanischen Langstreckenrakete durch den Weltsicherheitsrat. An den Gesprächen waren außer Nordkorea und den USA auch China, Südkorea, Japan und Russland beteiligt. Ähnlich wie Bill Clinton hatte bereits 1994 Ex-Präsident Jimmy Carter nach Ende seiner Amtszeit Nordkorea besucht. Er hatte den damaligen Machthaber und Staatsgründer Kim Il Sung – Vater des heutigen Diktators Kim Jong Il – getroffen. Das Treffen hatte Nordkorea damals an den Verhandlungstisch zurückgeführt.