Nach mehr als vier Monaten Haft in Nordkorea sind zwei US-Journalistinnen wieder frei. Sie reisten an der Seite Bill Clintons zurück in die USA.

Seoul/London. Erfolgreicher Blitzbesuch von Bill Clinton in Nordkorea: Der ehemalige US-Präsidenten verließ nach Angaben seines Sprechers Matt McKenna mit zwei aus der Haft freigelassenen US-Journalistinnen am frühen Mittwochmorgen Pjöngjang, berichtete der US-Nachrichtensender CNN. Flugziel sei Los Angeles, wo die beiden Frauen ihre Familien treffen werden. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il begnadigte Laura Ling und Euna Lee am Dienstag nach einem Gespräch mit Clinton.

Erklärtes Ziel des Clinton-Besuchs war die Freilassung der Reporterinnen. Während das Weiße Haus sich mit jeglicher Wertung der Mission Clintons zurückhielt, reagierten US-Konservative in Washington mit scharfer Kritik. Bei einem Abendessen im Gästehaus der nordkoreanischen Führung hatten Clinton und Kim Jong Il nach Angaben der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap einen „breiten Fächer von Themen“ angesprochen. Yonhap berichtete unter Berufung auf die staatlichen Medien des kommunistischen Nachbarlandes, Clinton habe eine mündliche Botschaft von US-Präsident Barack Obama überbracht. Das Weiße Haus dementierte dies aber umgehend. Es handele sich um eine „ausschließlich private Reise“ zur Freilassung der Journalistinnen.

Clinton war dem US-Senders ABC zufolge in Pjöngjang auch mit den inhaftierten Amerikanerinnen zusammengetroffen. Laura Ling und Euna Lee waren Mitte März nahe der chinesisch-nordkoreanischen Grenze festgenommen worden, als sie über nordkoreanische Flüchtlinge berichteten. Sie waren wegen „schweren Verbrechens gegen die koreanische Nation und illegalen Grenzübertritts“ zu jeweils zwölf Jahren Arbeitslager verurteilt worden.

Der 62-Jährige Clinton, Ehemann von US-Außenministerin Hillary Clinton, war bei seiner Ankunft auf dem Flughafen von hohen nordkoreanischen Regierungsvertretern begrüßt worden. Zu ihnen zählte Vize-Außenminister Kim Kye-Gwan, der nordkoreanische Verhandlungsführer bei den Atomgesprächen.

Die US-Regierung möchte laut US-Medien die Bemühungen um die Freilassung der Reporterinnen und den Streit um Nordkoreas Atomprogramm strikt trennen. Dagegen ist nach südkoreanischen Informationen mit dem Besuch auch die Hoffnung verknüpft, neue Bewegung in den festgefahrenen Konflikt zu bringen und die Sechs-Parteien-Gespräche wiederzubeleben.

Nordkorea hatte im April seinen „unwiderruflichen“ Rückzug von den seit 2003 laufenden Gesprächen über den Abbau seines Atomwaffenprogramms erklärt. Pjöngjang reagierte damit auf die Verurteilung des Starts einer nordkoreanischen Langstreckenrakete durch den Weltsicherheitsrat.

Der ehemalige US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, John Bolton, warf Clinton vor, mit seiner Reise das Regime aufgewertet zu haben. Er habe Nordkorea für „übles Verhalten“ belohnt, sagte der Konservative dem US-Sender Fox News. Das würde bei anderen „Schurkenstaaten“ nicht ohne Auswirkung bleiben. Kim Jong Il habe Dank des Besuchs eine „lebenslange Legitimation“ für seinen Führungsanspruch in Nordkorea bekommen. Clintons Reise sei nicht weit entfernt von der Bereitschaft, „mit Terroristen zu verhandeln“.