Im Streit über seinen jüngsten Atomtest hat Nordkorea den Ton weiter verschärft. Dabei drohte das kommunistische Regime auch mit einem atomaren Angriff.

Seoul/Washington. "Unsere atomare Abschreckung ist ein überzeugendes Mittel der Verteidigung ... ebenso wie ein erbarmungsloses Mittel zur Offensive als gerechter Vergeltungsschlag gegen diejenigen, die die Würde und Souveränität des Landes anrühren", hieß es in einem Leitartikel der staatlichen Zeitung "Minju Joson", den die amtliche Nachrichtenagentur KCNA gestern weiterverbreitete.

Aufgrund der Spannungen zog sich erstmals ein südkoreanisches Unternehmen aus einem gemeinsam betriebenen Industriekomplex in der nordkoreanischen Grenzstadt Kaesong zurück. Man werde die dortige Produktion bis zum Ende des Monats einstellen, kündigte der Bekleidungshersteller Skinnet am Dienstag in Seoul an. Grund für den Schritt seien Sorgen um die Sicherheit der Mitarbeiter.

Der 2004 eröffnete Kaesong-Komplex galt als Symbol der Annäherung zwischen Nord- und Südkorea. Seit dem Amtsantritt der neuen konservativen Regierung in Seoul im vergangenen Jahr haben sich die Beziehungen aber wieder deutlich verschlechtert. Seitdem wurden alle gemeinsamen Projekte bis auf Kaesong auf Eis gelegt. In dem Industriepark arbeiten etwa 40 000 Nordkoreaner in mehr als 100 südkoreanischen Betrieben, die unter anderem Elektrogeräte, Uhren und Schuhe herstellen.

Die USA haben unterdessen eine Begnadigung der beiden in Nordkorea zu langjähriger Lagerhaft verurteilten US-Journalistinnen Euna Lee und Laura Ling gefordert. Sie hoffe, dass Nordkorea die Reporterinnen begnadigen und ausreisen lassen werde, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton in Washington. Auch Präsident Barack Obama versuche, "auf allen möglichen Wegen" die Freilassung der Reporterinnen zu erwirken.

Die USA warnten das kommunistisch regierte Land davor, Lee und Ling als Faustpfand für politische Zugeständnisse zu missbrauchen. Der Fall der beiden Journalistinnen sei eine "humanitäre Angelegenheit", sagte die US-Chefdiplomatin. Er müsse unabhängig von der Diskussion im Uno-Sicherheitsrat über eine Reaktion auf Nordkoreas jüngste Atomtests im Mai behandelt werden. "Wir betrachten dies als getrennte Angelegenheiten."