Im ersten Halbjahr 2009 wurden 78 Schiffe geentert, 75 beschossen und 31 entführt. Dabei wurden 561 Geiseln genommen, es gab sechs Tote. Die Gewalt gegenüber der Besatzung nimmt zu. Die Piraten weichen auf schlecht gesicherte Routen aus.

Kuala Lumpur/Hamburg. Weltweit hat sich die Zahl der Piratenüberfälle nach Angaben des International Maritime Bureau (IMB) mehr als verdoppelt. Von Januar bis Juni 2009 seien 240 Schiffe überfallen worden, im Vorjahreszeitraum seien es noch 114 gewesen, teilte das IMB mit, das zur Internationalen Handelskammer (ICC) gehört. Der Anstieg sei fast vollständig auf Überfälle im Golf von Aden und vor der Ostküste Somalias zurückzuführen.

Insgesamt wurden laut IMB 78 Schiffe geentert, 75 beschossen und 31 entführt. Dabei seien 561 Besatzungsmitglieder als Geiseln genommen, 19 verletzt, sieben entführt und sechs getötet worden. Acht Seeleute würden vermisst. „Die Gewalt gegenüber der Besatzung nimmt weiter zu“, heißt es in dem Bericht. Meist würden die Seeleute mit schweren Schuss- und Stichwaffen angegriffen. Weil die Marineeinsätze mehrerer Länder im Golf von Aden es den Piraten immer schwerer machten, Schiffe zu kapern, wichen die Seeräuber auf den südlichen Teil des Roten Meeres und die Ostküste des Oman aus. Vor der Ostküste Somalias nahmen die Piratenüberfälle zwar ab. Allerdings dürfte das vor allem am Monsunregen und den schlechten Seebedingungen liegen.

Neben Somalia bleibt Nigeria eine für die Seefahrt gefährliche Region. Zudem häuften sich Angriffe auf Schiffe in Südostasien und im Fernen Osten. „Die Mehrzahl der Angriffe erfolgte auf Schiffe, die die Ölindustrie unterstützen“, sagte IMB-Direktor Pottengal Mukundan. „Es ist dringend notwendig, dass jeder Vorfall gemeldet und den nigerianischen Behörden zur Kenntnis gebracht wird.“ Das sei die einzige Möglichkeit, das Risiko zu ermitteln und Reedern, Schiffseignern und Händlern genaue Hinweise geben zu können.