Ungeachtet internationaler Forderungen nach einem Siedlungsstopp hat Israel den Ausbau einer jüdischen Siedlung im Westjordanland erlaubt.

Jerusalem. - Wie das Verteidigungsministerium gestern mitteilte, wurde der Bau von 50 weiteren Wohnungen in der Siedlung Adam erlaubt.

In den USA will Israels Verteidigungsminister Ehud Barak angeblich einen vorläufigen Teil-Stopp des umstrittenen Siedlungsbaus vorschlagen. Dies solle aber nicht für Ost-Jerusalem sowie bereits begonnene Bauten gelten, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf ungenannte Regierungsvertreter in Israel. Barak soll heute in Washington Barack Obamas Sondergesandten George Mitchell treffen.

In die neuen Wohnungen in Adam sollen nach Angaben des Ministeriums rund 200 Bewohner aus Migron umziehen, der größten nicht genehmigten Siedlung im Westjordanland. Nach einem Bericht des israelischen Militärrundfunks ist die Baugenehmigung für die 50 Wohnungen Teil eines deutlich größeren Projekts zum Bau von insgesamt 1450 Wohnungen in Adam. Das Verteidigungsministerium wies diese Informationen jedoch als "falsch, tendenziös und ungenau" zurück.

Die internationale Gemeinschaft und vor allem die USA hatten zuletzt wegen des Siedlungsbaus den Druck auf Israel erhöht, um erfolgreiche Verhandlungen mit den Palästinensern zu ermöglichen. Die Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lehnte einen Siedlungsstopp bislang strikt ab. Seit der Besetzung des Westjordanlands 1967 haben sich dort eine halbe Million Israelis angesiedelt, 200 000 von ihnen im Ostteil Jerusalems.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) forderte Israel indessen zu einer Lockerung der Blockade des Gazastreifens auf. Die seit zwei Jahren andauernde Abriegelung des Palästinensergebiets sei einer der Hauptgründe dafür, dass die rund 1,5 Millionen Menschen in dem Küstengebiet am Ende ihrer Kräfte seien, hieß es in einem gestern vorgelegten Bericht. Die ärmsten Bewohner seien häufig dazu gezwungen, ihr Hab und Gut zu verkaufen, um genug zu essen zu haben. Viele Menschen lebten in Behelfsunterkünften oder Kriegsruinen. Die Arbeitslosigkeit sei auf Rekordniveau, Kranke könnten nicht behandelt werden.