US-Verteidigungsminister Robert Gates hat bei einem Besuch in Jerusalem versucht, Israel von seiner harten Haltung gegenüber dem Iran abzubringen.

Jerusalem. US-Verteidigungsminister Robert Gates hat gestern bei einer Blitzvisite in Tel Aviv mit der israelischen Regierung Gespräche über die Gefahren einer iranischen Aufrüstung mit Atomwaffen geführt. Sein israelischer Kollege Ehud Barak sagte bei einem Treffen in Jerusalem, hinsichtlich des künftigen Vorgehens gegenüber dem Iran seien „alle Optionen auf dem Tisch“. Er fügte hinzu: „Wir sind nicht blind gegenüber der Tatsache, dass alles, was wir tun, Auswirkungen auf unsere Nachbarn hat.“

Gates traf anschließend auch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zusammen. Das Gespräch sei „in sehr positiver Atmosphäre“ verlaufen, verlautete anschließend aus Netanjahus Büro. Es ist der erste Besuch des US- Verteidigungsministers in Israel seit zweieinhalb Jahren.

Israel und USA seien sich einig, dass eine iranische Atommacht eine Destabilisierung der gesamten Region bedeuten würde, sagte Gates während des Treffens mit Barak. Man bemühe sich, die Iraner davon zu überzeugen, „dass sie mit ihrer Politik gegen ihre eigenen Sicherheitsinteressen verstoße . . . und dass es für sie besser wäre, kein Atomwaffen-Programm zu haben.“ Die Bereitschaft zu einem Dialog mit dem Iran sei allerdings zeitlich begrenzt, man erwarte bis zum Herbst eine Antwort auf das Angebot der USA.

Barak betonte, Israel sei dankbar für die Unterstützung der USA. „Wir ziehen es vor, von den USA die Ausrüstung und die Unterstützung zu bekommen und die Verteidigung Israels selbst zu übernehmen“, sagte er.

US-Außenministerin Hillary Clinton hatte dem US-Sender MSNBC am Sonntag gesagt, die USA würden alles tun, um den Iran daran zu hindern, Atomwaffen zu entwickeln. Israel sei ein unabhängiger Staat, betonte Clinton angesichts der Möglichkeit eines israelischen Angriffs auf die iranischen Atomanlagen. „Jeder unabhängige Staat, der sich existenziell bedroht fühlt . . ., wird anderen Staaten nicht zuhören, wenn sie glauben, dass sie handeln, um ihr Überleben zu sichern.“ Gleichzeitig seien die USA überzeugt, dass intensiver diplomatischer Druck gegenüber dem Iran der bessere Weg sei.

Der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, George Mitchell, bekräftigte am Montag in Kairo den Wunsch seines Landes nach einem umfassenden Frieden in der Region. Der Spitzendiplomat forderte alle Seiten dazu auf, „unverzüglich“ an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Eine Nahost-Friedenslösung zähle zu den „Top- Prioritäten“ von US-Präsident Barack Obama, sagte Mitchell nach einem Treffen mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak.

Mitchell war am Vorabend nach Gesprächen in Damaskus und Tel Aviv in der ägyptischen Hauptstadt eingetroffen. Bei seinen Begegnungen mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und dem israelischen Verteidigungsminister Ehud Barak hatte er auf eine Wiederaufnahme der nach dem israelischen Gazakrieg im Januar zum Stillstand gekommenen israelisch-syrischen Friedensverhandlungen gedrungen.

Mitchell traf am Montagnachmittag in Jerusalem den israelischen Staatspräsidenten Shimon Peres. ER sagte, er habe seine arabischen Gesprächspartner dazu ermutigt, ihr Verhältnis zu Israel zu normalisieren.