Irans Präsident spricht von “erfundenen Berichten“ und “Propaganda“ ausländischer Medien. Doch welches Ergebnis kann die staatliche Untersuchung bringen?

Teheran. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad will den Tod der Studentin Neda untersuchen lassen. In einem Brief bat er Irans Justizchef Ayatollah Mahmud Haschimi Schahrudi, den Mord zu untersuchen und die Verantwortlichen zu finden und zu verurteilen, wie die Nachrichtenagentur Isna berichtete. Ahmadinedschad verwies zur Begründung auf die „vielen erfundenen Berichte und die weitverbreitete Propaganda ausländischer Medien“ über diesen „herzzerreißenden Zwischenfall“. Die Feinde des Iran wollten die Situation missbrauchen, um das „makellose Bild der islamischen Republik zu beschmutzen“, schrieb der Präsident weiter.

Erst vor wenigen Tagen hatte ein Arzt, der nach eigenen Angaben bei der tödlich getroffenen Frau erste Hilfe leistete, die islamische Bassidsch-Miliz für den Tod Nedas verantwortlich gemacht. Ultrakonservative iranische Medien hatten zuvor berichtet, bei der benutzten Waffe habe es sich um Schmuggelware gehandelt. Iranische Sicherheitskräfte seien daher nicht für den Tod von Neda verantwortlich.

Neda Agha-Soltan war bei den Protesten gegen die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl erschossen worden. Die im Internet kursierenden Bilder der blutenden und sterbenden jungen Frau, die noch immer nicht zweifelsfrei als echt identifiziert werden konnten, machten binnen kurzer Zeit aus der Studentin eine Symbolfigur für den Widerstandskampf im Iran.

Unterdessen hat eine teilweise Neuauszählung der Stimmen für die umstrittene Präsidentenwahl begonnen. Sowohl in den Provinzen wie auch in 22 Wahlbezirken der Hauptstadt Teheran hätten Auszähler unter Aufsicht hochrangiger Offizieller mit der Arbeit begonnen, meldeten staatliche Medien. Der Wächterrat hatte nach den Massenprotesten eine stichprobenartige Neuauszählung von zehn Prozent der Stimmen zugestanden. Der unterlegene Kandidat Mir Hussein Mussawi hatte sich damit aber nicht zufriedengegeben und eine komplette Annullierung der Abstimmung wegen massiven Wahlbetrugs gefordert. Mussawi hat unterdessen einen neuen Vorschlag angekündigt. Das meldete die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars. Wann Ergebnisse der Neuauszählung bekanntwerden sollten, war zunächst unklar.