Konflikte in Bildern: Ein palästinensischer Junge bricht zusammen, irakische Kinder zeigen ihre Wunden, und jetzt stirbt vor laufender Handykamera die junge Iranerin Neda.

Hamburg. - Ob authentisch oder nicht - mit dem innerhalb von Stunden weltweit verbreiteten Todesvideo der jungen Frau hat der Protest im Iran ein Gesicht bekommen. Nach Einschätzung von Experten sind es solche Bilder, die sich bei den Menschen tief einprägen.

Das Video ist 35 Sekunden lang: Ein Mädchen mit Jeans und weißen Turnschuhen taumelt und fällt, gestützt von zwei Männern, einer davon angeblich ihr Vater, auf den Rücken. "Hol einen Wagen, damit wir sie hier wegbringen", schreit einer der Männer. Alle Bemühungen sind vergebens. Das junge Mädchen stirbt blutüberströmt auf offener Straße. Nur ein paar Stunden später ist die tote Frau - angeblich Studentin - weltweit als "Jeanne d'Arc des Widerstands", "gefallener Engel" oder "iranische Löwin" bekannt.

"Das Video hat eine Eindrücklichkeit, die ich bisher nicht gesehen habe", sagt der Politologe und Medienwissenschaftler Hans Kleinsteuber. "Bilder erscheinen uns immer als Realität - selbst wenn sie es nicht sind", sagt Kleinsteuber. Damit seien sie ein mächtiges Mittel, um Menschen zu manipulieren.

Das Neda-Video hält Kleinsteuber für echt - und für die "ideale Ikonisierung des Widerstands in Teheran". Es wirke wie von einem Hollywoodexperten inszeniert, neben der tragischen Handlung passe auch die Symbolfigur - eine junge schöne Frau mit traurigen Augen. "Das wird wie bei den explodierenden Flugzeugen beim 11. September sein - solche Bilder brennen sich in das kollektive Bewusstsein ein."