Nun sollen die afghanischen Sicherheitskräfte die Verantwortung für die Sicherheit in der Unruheregion Kundus übernehmen.

Kundus. Nirgendwo in Afghanistan hat die Bundeswehr mehr Gefallene zu beklagen als in der Provinz Kundus. Nun übernehmen die Afghanen die Verantwortung für die Sicherheit in der Unruheregion. Die Bundeswehr ist optimistisch, dass sie der schwierigen Aufgabe gewachsen sind.

Mehr als acht Jahre nach Beginn des Einsatzes in Kundus hat die Bundeswehr die Verantwortung für die Sicherheit in der Unruheregion am Mittwoch an die Afghanen übergeben. „Wir sind auf Kurs, den Abzug der internationalen und der deutschen Kampftruppen bis Ende 2014 zu verwirklichen“, sagte Außenminister Guido Westerwelle nach einer Mitteilung des Auswärtigen Amtes. Die Übergabe der Verantwortung in Kundus zeige „die Fortschritte unserer Afghanistan-Strategie“. Betroffen von der Übergabe sind neben Kundus-Stadt fünf der sechs Distrikte der Provinz Kundus.

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„Die afghanischen Sicherheitskräfte sind jetzt in der Lage, eigenständig die Sicherheit in der Provinz Kundus zu garantieren“, sagte der Kommandeur der Internationalen Schutztruppe Isaf in Nordafghanistan, Bundeswehr-General Erich Pfeffer. Innenminister Bismillah Khan Mohammadi sagte bei der Übergabezeremonie in einem afghanischen Armeecamp am Rande von Kundus-Stadt, die Sicherheitslage in der Gegend habe sich „deutlich zum Positiven“ verändert.

Seit Beginn des Bundeswehr-Einsatzes in Kundus Ende 2013 wurden in der Provinz 15 deutsche Soldaten bei Anschlägen und Angriffen getötet - mehr als in jeder anderen Region Afghanistans. Insgesamt kostete der Afghanistan-Einsatz 52 Soldaten der Bundeswehr das Leben, 34 davon starben bei Anschlägen und Angriffen. Seit mehr als einem Jahr hat die Bundeswehr am Hindukusch allerdings keinen Gefallenen zu beklagen. Im nordafghanischen Einsatzgebiet der Truppe kommt es aber immer wieder zu Angriffen, bei denen auch Deutsche verletzt werden.

Mohammadi sagte, trotz der verbesserten Sicherheitslage würden die internationalen Truppen weiter zur Ausbildung und Ausrüstung der afghanischen Sicherheitskräfte benötigt. Er machte keine Angaben dazu, warum der relativ ruhige Distrikt Chanabad bei der Übergabe diesmal ausgespart wurde. Mohammadi sagte, Chanabad werde in der nächsten und vierten Tranche von Regionen enthalten sein, in denen Afghanen die Verantwortung übernehmen.Die afghanischen Sicherheitskräfte sollen schrittweise bis Ende 2014 im ganzen Land die Verantwortung von den internationalen Truppen übernehmen. Dann soll der Nato-Kampfeinsatz enden. Ausländische Soldaten sollen zur Ausbildung einheimischer Sicherheitskräfte und zum Kampf gegen Terroristen aber weiter in Afghanistan bleiben. In der derzeit laufenden dritten Phase sollen Regionen aus allen 34 Provinzen übergeben werden. Zuvor waren 14 Provinzen noch nicht von dem Prozess erfasst gewesen, der vor einem Jahr begonnen hat.

Westerwelle sagte mit Blick auf 2014: „Wir lassen Afghanistan auch danach nicht allein.“ Auf internationalen Konferenzen wie am vergangenen Sonntag in Tokio sei die Grundlage für eine Entwicklung zu einem friedlichen und stabilen Afghanistan gelegt worden. Auf dem Weg dahin werde es Rückschläge geben. „Aber die Richtung stimmt.“

(dpa/abendblatt.de)