Der CSU-Chef sagte am Freitag im Bayerischen Rundfunk, er wolle sich im kommenden Jahr „sehr darum bemühen, dass wir zu gegebener Zeit den Karl-Theodor wieder auch für eine aktive Rolle in der CSU gewinnen“. Denn: Er sei ein „ein sehr, sehr fähiger Politiker“.

Berlin/Brüssel. Erst ein Interviewbuch, dann eine Anstellung in Brüssel: Es sind eher kleine Schritte, die Karl Theodor zu Guttenberg auf die politische Bühne zurückführen. Aber die offensichtlich mit Erfolg. Während die CSU-Spitze noch vor wenigen Wochen recht verschnupft auf die verbalen Angriffe des einstigen Hoffnungsträgers reagierte, scheint Parteichef Horst Seehofer seine einstige Entdeckung nun rehabilitieren zu wollen. Tatsächlich rollt Horst Seehofer dem gescheiterten Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg den roten Teppich aus: Der CSU-Chef sagte am Freitag im Bayerischen Rundfunk, er wolle sich im kommenden Jahr „sehr darum bemühen, dass wir zu gegebener Zeit den Karl-Theodor wieder auch für eine aktive Rolle in der CSU gewinnen“. Denn: Er sei ein „ein sehr, sehr fähiger Politiker“. Das solle aber nicht über öffentliche Kanäle, sondern in persönlichen Gesprächen erfolgen. „Ich glaube, es wird auch gelingen, ihn wieder zu gewinnen.“

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Die jüngsten Wortmeldungen des Ex-Ministers, der wegen seiner in weiten Teilen abgeschriebenen Doktorarbeit zurückgetreten war, seien zwar „nicht sehr hilfreich“ gewesen – auch nicht für die CSU. „Trotzdem darf man hier nicht nachtreten“, betonte Seehofer. In der „Bild am Sonntag“ schloss Seehofer auch ein erneutes Ministeramt für Guttenberg nicht aus. Wenn er zur Teamarbeit bereit sei, „dann kann er auch eine herausgehobene Funktion anstreben“, sagte der CSU-Chef laut Vorabbericht. Auf die Nachfrage, ob Guttenberg auch wieder Minister werden könne, sagte er: „Im Team wäre Guttenberg immer in der ersten Reihe.“

Seehofer kündigte in der Zeitung zudem an, dass er auch den streitbaren Peter Gauweiler „wieder in die aktive Politik holen“ wolle. Er werde mit Guttenberg und Gauweiler persönlich sprechen. „Beide sind für die CSU sehr wertvoll. Ich möchte, dass sie uns an vorderster Front wieder zur Verfügung stehen.“ Guttenberg hatte im Interviewbuch „Vorerst gescheitert“ die CSU kritisiert. Guttenberg hatte der Union in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ unter anderem den Status als Volkspartei abgesprochen und in dem Zusammenhang von einer „Verhöhnung früherer Träume“ gesprochen.

Guttenberg war bis zu seinem Rücktritt Anfang März direkt gewählter Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises, der sich über die fränkischen Landkreise Bamberg, Kulmbach und Lichtenfels erstreckt und als sichere CSU-Bastion gilt. Der CSU-Politiker hatte alle politischen Ämter aufgegeben, nachdem ihm nachgewiesen worden war, dass er zahlreiche Passagen seiner Doktorarbeit bei anderen Autoren abgeschrieben hatte.

Er ist inzwischen mit seiner Familie in die USA umgezogen, hat sich aber in den vergangenen Wochen wieder mehrfach zu Wort gemeldet, unter anderem mit einer Buch-Veröffentlichung. Einen ersten Schritt zurück auf die politische Bühne machte er bereits Mitte Dezember. Seit Anfang Dezember berät er die EU-Kommission in Sachen Internetfreiheit.

(abendblatt.de/dapd/dpa)