Der ehemalige Bundesverteidigungsminister ist als Berater im Auftrag der EU-Kommission auf der politischen Bühne zurück - als Förderer der Internetfreiheit.

Brüssel. Irgendwie wirkte er unfrei: Die Anspannung war Karl-Theodor zu Guttenberg ins Gesicht geschrieben, als er am Montag unter Blitzlichtgewitter zahlreicher Fotografen das Podium im Hauptgebäude der Europäischen Kommission in Brüssel erklomm. Kein entspanntes Lächeln huschte über sein Gesicht. Kein lockerer Spruch, wie früher, kam über seine Lippen, als ihn die EU-Kommissarin für Digitales, Neelie Kroes, als neuen Berater in Sachen Internetfreiheit präsentierte. Und doch: Guttenberg ist zurück auf der politischen Bühne - wenngleich als Berater ohne Gehalt und ohne Mitarbeiter.

Dass sich Guttenberg ausgerechnet dem Thema Internetfreiheit widmen will, hatte schon im Vorfeld seines Auftritts für Befremden gesorgt. Schließlich waren es Plagiatsjäger im Internet, die einen, wenn nicht den entscheidenden Beitrag zum Fall Guttenbergs leisteten. Und auch für seine positive Haltung zum Thema Vorratsdatenspeicherung wurde der einstige Hoffnungsträger, dem frühere Amtskollegen auch heute noch die Kanzlerschaft zutrauen, von Datenschützern scharf kritisiert.

+++ Netzaktivisten empört über Guttenbergs Auftritt +++

Dass er seine Erfahrungen mit "der Macht des Internets“ habe, räumte Guttenberg am Montag alles andere als locker, aber in fließendem Englisch ein. Doch gerade das sieht EU-Kommissarin Kroes als großen Vorteil: "Wenn jemand die Macht des Internets versteht und seine Macht, die Politik zu kontrollieren, dann ist es Karl-Theodor“, sagte sie. Sie wolle "keine Heiligen, sondern Talente“.

"Dies ist kein politisches Comeback“

Es ist eine klassische Win-Win-Situation: Die PR-erfahrene EU-Kommissarin Neelie Kroes hat die gewünschte Aufmerksamkeit und Guttenberg hat wieder eine Aufgabe. Er spielt wieder mit internationalen Zirkeln, kann Verbindungen zu Regierungen und Unternehmen knüpfen, alte Kontakte aus seiner Zeit als Wirtschafts- und Verteidigungsminister beleben, genießt Wertschätzung und gerät so mit seinen 40 Jahren nicht völlig ins politische Abseits.

Doch noch wagt sich Guttenberg nicht zurück nach Deutschland, wo jede Bewegungen des einstigen Hoffnungsträgers, wie es scheint, mit Argusaugen beobachtet wird. "Dies ist kein politisches Comeback“, stellte ein sich sichtlich unwohl fühlender Guttenberg gleich zu Beginn seines Auftritts klar, nachdem nach einem Interview mit "Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo Spekulationen aufgekommen waren, Guttenberg könne sich mit Plänen für die Gründung einer neuen Partei tragen. Er wolle hauptsächlich von den USA aus arbeiten, erklärte er und „plane nicht, in den nächsten Wochen oder kommenden Monaten zurückzukehren“.

Fürs erste belässt es der gefallene Politstar bei gelegentlichen Besuchen, beispielsweise Ende Februar, wenn er in Aachen bei der Verleihung des "Ordens wider den tierischen Ernst“ an den Schauspieler Ottfried Fischer die Laudatio halten wird. Bis dahin wird sein Interview- Buch "Vorerst gescheitert“ weiter für Gesprächsstoff sorgen, das es auf Platz zwei der "Spiegel“-Bestsellerliste hinter die Biografie des Apple-Gründers Steve Jobs schaffte. Keine schlechte Gesellschaft für einen vorerst gescheiterten Politstar.