Das hätte sich auch ein Kabarettist ausdenken können: Karl-Theodor zu Guttenberg, der CSU-Politiker, dessen Doktorarbeit maßgeblich durch Rechercheure im Internet als Plagiat entlarvt worden ist, wird Berater der EU in Sachen Internetfreiheit. Wer will die für diese Personalie verantwortliche EU-Kommissarin noch ernst nehmen? Oder ist die Niederländerin Neelie Kroes wirklich nur ihrem Grundsatz treu geblieben, "keinen Heiligen, sondern ein Talent" für diese Aufgabe gewonnen zu haben, wie sie gestern sagte?

Wie peinlich der überraschende Karriereschritt im Leben des so tief Gestürzten ist, war sogar daran abzulesen, dass ein sich erkennbar unwohl fühlender Guttenberg beteuerte, dies sei "kein politisches Comeback". Warum hat er sich diese Peinlichkeit dann nicht erspart? Die Antwort liegt in der Persönlichkeit dieses Mannes, der sich ein Leben außerhalb des Rampenlichts wohl nicht vorstellen kann. In dieses Schema passen alle seine Auftritte der vergangenen Wochen: vom Mammut-Interview inklusive Buchverwertung über die Beschimpfung "seiner" CSU bis zur Teilnahme an der Sicherheitskonferenz im kanadischen Halifax.

Wenn Guttenberg auftritt, ist Aufmerksamkeit garantiert. Auf dieses "Kapital" wird die PR-erfahrene EU-Kommissarin bei ihrer Personalwahl gesetzt haben. Immerhin hat sie die Steuerzahler beruhigt, dass Guttenberg nur Spesen, aber kein Gehalt bekomme und keine Mitarbeiter habe.

Ob er und seine "Chefin" den Schatten der Lächerlichkeit dennoch abstreifen können, darf bezweifelt werden. Im politischen Geschäft gilt: Der Absturz kommt schnell, aber Anerkennung und Glaubwürdigkeit müssen mühsam und mit langem Atem errungen werden. Guttenbergs leidvolle Selbsterfahrungen mit der Macht des Internets sind für ihn als Berater jedenfalls kein Vorteil, auch wenn die Niederländerin das behauptet. Eher ein schweres Handicap bei der Aufgabe, die Netzwerker in autoritären Staaten zu beobachten. Wer will da wen noch ernst nehmen?